Kirche muss sich nach den Worten von Theologen vor allem angesichts „säkularer Errungenschaften“ bewähren.
Bonn/Dresden – Kirche muss sich nach den Worten von Theologen vor allem angesichts „säkularer Errungenschaften“ bewähren. „Denn wenn es seismografisch stimmt, dass Gott dabei ist, sich zu verfremden, sich unerkennbarer macht, in die Abwesenheit geht, dann ist Säkularität keine Großschadenslage der Religionsgeschichte, sondern der neue Weltraum, in dem es Gott neu zu suchen gilt“, schreiben Matthias Sellmann, Leiter des Zentrums für angewandte Pastoralforschung an der Ruhr-Universität Bochum, und Thomas Arnold, Direktor der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, in einem Gastbeitrag für das Internetportal katholisch.de (Donnerstag).
Hintergrund ist eine Tagung in Dresden am Freitag und Samstag unter anderen mit Bischof Heinrich Timmerevers und dem Prager Soziologen Tomas Halik. Die Veranstaltung trägt den Titel „Was und wie, wenn ohne Gott. Geistliches Leben im Verschwinden der Gottessicherheit“. Die beiden Theologen stellen fest: „Für viele hat Gott keine Relevanz mehr, wenn sie nach Antworten nach dem Woher und Wohin suchen. Die naturwissenschaftlichen und technischen Erkenntnisschübe machen uns selbst immer mehr zu Schöpfern der Welt.“
Sie weisen zugleich darauf hin, dass Menschen ohne ein „aktives oder passives Gottesleben“ – etwa in Ostdeutschland – keine „Außerirdischen“ sind. „Scheinbar lässt sich ohne Gott gut und anständig leben. Es verbietet sich, diese Menschen als schlechter zu disqualifizieren. Wer es ernst meint mit dem Gespräch mit Religionslosen, begegnet ihnen respektvoll und wertschätzend.“ Heute sei es anders, mit Gott zu leben als noch vor wenigen Jahrzehnten. „So richtig der Synodale Weg ist, um rasch strukturelle Defizite abzustellen, werden Christen deswegen nicht umhinkommen, sich in der entwickelnden Kirchen- und religionsfreien Umgebung zurechtzufinden.“
Gott ziehe sich offenbar zurück, schreiben Sellmann und Arnold. Er verändere den „Modus seiner Anwesenheit“ so, dass er Menschen immer abwesender vorkomme. „Jedenfalls mit den Augen von gestern und heute wird man ihn morgen nicht mehr erkennen. Oder anders: Ganz offenbar will er, dass wir ihn anders suchen und anderswo finden, als wir es bisher gewohnt sind.“ Die Lage werde mehr und mehr „post-christlich“.