Geistliche und Laien in Polen haben die Bewegung „Kongress der Katholikinnen und Katholiken“ gegründet, um Reformen in der Kirche anzustoßen.
Warschau – Geistliche und Laien in Polen haben die Bewegung „Kongress der Katholikinnen und Katholiken“ gegründet, um Reformen in der Kirche anzustoßen. Die bislang rund 200 „Kongress“-Mitglieder diskutieren etwa über eine Änderung der Art und Weise, wie in der Kirche Macht ausgeübt wird, sowie über eine striktere Trennung von Kirche und Staat. Wie die polnische Nachrichtenagentur KAI (Freitag) weiter berichtet, soll es demnächst ein erstes Treffen mit Weihbischof Adrian Galbas geben. Der Bischof habe die Initiative eingeladen.
Galbas leitet in der Bischofskonferenz den Rat für die Beteiligung der Laien am Sendungsauftrag der Kirche. Er zeigte sich erfreut, dass die Organisatoren offen für eine Zusammenarbeit seien. Zugleich räumte er ein: „Wir waren wahrscheinlich alle etwas überrascht über diesen Kongress.“ Die Bischöfe hätten noch keine gemeinsame Meinung zu dem Thema. „Ich bin mir aber sicher, dass alle polnischen Bischöfe eher am Reden als am Nicht-Reden interessiert sind“, so Galbas. Er selbst verfolge die Gruppe sehr aufmerksam.
Die Reformbewegung begrüßte die Einladung. Marcin Dzierzanowski vom Organisationskomitee betonte, man sei zu Zusammenarbeit mit den Bischöfen bereit. Konkrete Reformvorschläge gibt es bislang nicht. Zu den „Kongress“-Initiatoren gehört unter anderen der Dominikaner Pawel Guzynski. Er hatte bereits im Herbst kritisiert, dass die Kirche durch eigene Fehler Proteste provoziert habe. Die Bischöfe sollten sich dafür entschuldigen, forderte er damals.
In Polen gibt es wie in Italien seit vielen Jahren die Laienorganisation „Katholische Aktion“ unter dem Schirm der Bischofskonferenz. Sie macht sich anders etwa als das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) nicht für Reformen in der Kirche stark. Unterdessen trauten in einer Umfrage der Zeitung „Rzeczpospolita“ (Freitag) nur 11 Prozent der Polen der Kirche zu, allein die Skandale sexuellen Kindesmissbrauchs aufzuarbeiten. 37,6 Prozent meinten, es brauche dafür eine staatliche Kommission. 26,3 Prozent fanden, der Vatikan müsse intervenieren. 22,5 Prozent sprachen sich für Druck von Gläubigen und Medien aus. Die Befragten mussten sich zwischen diesen vier Optionen entscheiden.
Wenige Tage zuvor plädierten 58,7 Prozent der Polen angesichts der Missbrauchsskandale dafür, dass die gesamte Bischofskonferenz zurücktritt. 33,9 Prozent wiesen dies zurück.