Bätzing: Nicht glücklich über Vatikan-Stellungnahme

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, ist nach eigenen Worten „nicht glücklich darüber“, dass der Vatikan sich zum jetzigen Zeitpunkt so massiv in die Debatte über die Möglichkeit des Segens für gleichgeschlechtliche Paare einbringt.
Bonn– Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, ist nach eigenen Worten "nicht glücklich darüber", dass der Vatikan sich zum jetzigen Zeitpunkt so massiv in die Debatte über die Möglichkeit des Segens für gleichgeschlechtliche Paare einbringt.

Bischof Dr. Georg Bätzing (Foto: Bistum Limburg)

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, ist nach eigenen Worten „nicht glücklich darüber“, dass der Vatikan sich zum jetzigen Zeitpunkt so massiv in die Debatte über die Möglichkeit des Segens für gleichgeschlechtliche Paare einbringt.

Vatikan kann Debatten nicht beenden

Das erwecke den Eindruck, als wolle Rom die in vielen Teilen der Weltkirche geführte theologische Auseinandersetzung möglichst schnell beenden, sagte der Limburger Bischof am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bonn. „Das ist aber gar nicht möglich.“ Die theologischen Anfragen an die heutige pastorale Praxis könnten nicht einfach mit einem Machtwort aus der Welt geschafft werden. Die Glaubenskongregation hatte zuvor erklärt, die Kirche habe keine Vollmacht, Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts zu segnen. Das sei auch die Position von Papst Franziskus.

Bätzing zeigte sich offen für eine Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre bei diesem Thema. Die Glaubenskongregation gebe den Stand der kirchlichen Lehre wider, „wie er sich in mehreren römischen Dokumenten spiegelt“, erklärte der Limburger Bischof. In Deutschland und Teilen der Weltkirche gebe es aber seit längerem Diskussionen darüber, „in welcher Weise diese Lehre und Lehrentwicklung allgemein mit tragfähigen Argumenten vorangebracht werden kann“. Das müsse auf der Basis grundlegender Wahrheiten des Glaubens und der Moral, aber auch in Offenheit für neuere Ergebnisse der Humanwissenschaften und der Lebenssituationen heutiger Menschen geschehen.

Zdk enttäuscht

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) reagierte enttäuscht. Es müsse eine Weiterentwicklung der Lehre mit tragfähigen Argumenten geben. Der Bezug allein auf die Formulierungen des Katechismus reiche nicht aus, erklärte ZdK-Präsident Thomas Sternberg in Bonn. Die Stellungnahme aus Rom reihe sich ein in „eine Folge von Störungen des Synodalen Weges“. Auf diesem gemeinsamen Weg der katholischen deutschen Bischöfe und des ZdK werde die Segnung von Menschen weiter ein Thema sein, unterstrich der ZdK-Präsident.

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer begrüßte das Nein des Vatikan und dankte für die Klarstellung. Jeder Mensch müsse unabhängig von seiner sexuellen Orientierung in seiner Würde geachtet und mit Respekt aufgenommen werden, betonte er. Zugleich aber lehne die Kirche jede Gleichsetzung von Ehe und homosexuellen Lebensgemeinschaften strikt ab. Der Passauer Bischof Stefan Oster erklärte, er hoffe, dass die Äußerung „größere Einmütigkeit“ befördere, weil die Debatte über die Segnung homosexueller Paare zu Polarisierungen führe.

Overbeck betont Nähe der Kirche zu allen Menschen

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck betonte die Nähe der Kirche im Ruhrbistum zu allen Menschen. „Wir werden mit unseren seelsorglichen Angeboten auch weiterhin alle Menschen begleiten, wenn sie darum bitten – ganz gleich in welcher Lebenssituation“, sagte er.

Heftige Kritik an Rom äußerten die katholischen Frauenverbände kfd und KDFB sowie die Initiative „Wir sind Kirche“. „Wir lehnen die heute veröffentlichte Haltung aus Rom klar ab“, erklärte der kfd-Bundesverband in Düsseldorf. „Wir setzen uns weiter für die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare ein.“ Auch der KDFB betonte: „Wir sprechen uns auch dafür aus, gleichgeschlechtlichen Paaren in der Kirche den Segen Gottes für ihre Partnerschaft zu spenden.“ Die Kirche in Deutschland müsse weiter über gelingende Beziehungen nachdenken und entsprechende Entscheidungen treffen.

Von Christoph Arens (KNA)