Kirchenrechtler: „Woelki auch ein aktiver Mitwisser“

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller übt scharfe Kritik an dem Missbrauchsgutachten im Erzbistum Köln.
Köln – Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller übt scharfe Kritik an dem Missbrauchsgutachten im Erzbistum Köln. Das am Donnerstag präsentierte Rechtsgutachten sei in weiten Teilen eine "gut inszenierte Verteidigung" des Auftraggebers, des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki, schreibt Schüller im "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag). "Bei genauer Analyse des Gutachtens und seiner Präsentation bleiben Fragen und entstehen Fragwürdigkeiten."

Thomas Schüller (Foto: WWU/Benedikt Weischer)

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller übt scharfe Kritik an dem Missbrauchsgutachten im Erzbistum Köln. Das am Donnerstag präsentierte Rechtsgutachten sei in weiten Teilen eine „gut inszenierte Verteidigung“ des Auftraggebers, des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki, schreibt Schüller im „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Samstag). „Bei genauer Analyse des Gutachtens und seiner Präsentation bleiben Fragen und entstehen Fragwürdigkeiten.“

Schüller sieht methodische Mängel

Schüller wirft der Untersuchung der Kölner Anwaltskanzlei Gercke Wollschläger methodische Mängel bei der Auswahl der befragten Verantwortungsträger sowie falsche Behauptungen etwa über kirchenrechtliche Strafnormen vor. Diese würden „zu Persilscheinen für die Vertuscher“.

Zur Rolle Woelkis, bei dem die Gutachter im Gegensatz zu seinen verstorbenen Vorgängern Joachim Meisner und Joseph Höffner keine Pflichtverletzungen festgestellt haben, schreibt Schüller, dass die Gutachter Woelkis langjährige Position als Weihbischof im Erzbistum Köln fälschlich heruntergespielt hätten.

Woelkis Rolle als Weihbischof seit heruntergestellt

In der Darstellung des Gutachtens würden Weihbischöfe „geradezu grotesk zu subalternen, unbedeutenden Randgestalten“, so der Kirchenrechtler. Als Teil des engsten Beraterkreises von Kardinal Meisner „war Woelki auch ein aktiver Mitwisser und müsste die Frage beantworten, ob er Kardinal Meisner bei dessen Vertuschung unterstützt hat.“ Im Gutachten gebe es dazu nur „Ausflüchte“.

Das GutachtenGutachten hält in 24 von 236 ausgewerteten Aktenvorgängen insgesamt 75 Pflichtverletzungen durch acht Bistumsverantwortliche fest. Der beschuldigte Hamburger Erzbischof Stefan Heße (54), der früher Personalchef und Generalvikar in Köln war, lässt sein Amt inzwischen ruhen. Zu den Beschuldigten zählen auch Weihbischof Ansgar Puff (65), der Weihbischof und frühere Generalvikar Dominikus Schwaderlapp (53) sowie der Kölner Offizial Günter Assenmacher (69). Alle drei wurden beurlaubt. Heße und Schwaderlapp haben Papst Franziskus ihren Rücktritt angeboten.

kna