Die Kirchen-Historikerin Alexandra von Teuffenbach fordert vom Bistum Trier rückhaltlose Aufklärung in der Causa Pater Josef Kentenich (1885-1968).
Rom – Die Kirchen-Historikerin Alexandra von Teuffenbach fordert vom Bistum Trier rückhaltlose Aufklärung in der Causa Pater Josef Kentenich (1885-1968). In einem Offenen Brief (Dienstag) an den italienischen Journalisten Sandro Magister wirft sie dem Trierer Bischof Stephan Ackermann unter anderem „Führungsschwäche“ vor.
Seligsprechungsverfahren für Kentenich beenden
Ackermann solle das seit 1975 laufende Seligsprechungsverfahren für den Gründer der internationalen Schönstatt-Bewegung beenden, fordert die in Rom tätige Expertin. Stattdessen habe der Bischof nur eine neue „Experten-Kommission“ mit etlichen Schönstatt-Mitgliedern einberufen. Dabei verfüge das Bistum seit Jahrzehnten über Dutzende Belege für gravierende Verfehlungen Kentenichs.
Von Teuffenbach hatte vor einigen Monaten eine Debatte über den bis heute populären Pater angestoßen. Sie wirft ihm systematische Manipulation, Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe vor. Dabei stützt sie sich auch auf neu zugängliche vatikanische Dokumente aus der Amtszeit Papst Pius XII. (1939-1958). Für Aufsehen sorgte im Herbst die Veröffentlichung des Buches „Vater darf das!“. Darin dokumentiert die Wissenschaftlerin belastende Aussagen mehrerer Ordensfrauen. Das Säkularinstitut der Schönstätter Marienschwestern leitete rechtliche Schritte gegen die Publikation ein: Es handele sich um eine „Vorverurteilung“.
Nicht alle „Geheimnisse“ Schönstatts gelüftet
In ihrem Offenen Brief schreibt von Teuffenbach nun, dass mit Blick auf Kentenich noch nicht alle „Geheimnisse“ Schönstatts gelüftet seien. „Sie haben offenbar Angst davor, dass ich den Rest der Geschichte veröffentliche.“ Dieser habe sich „in Rom und dann in Milwaukee“ zugetragen. Den Geschehnissen in Milwaukee will Bischof Ackermann mit einer erneuten Prüfung ebenfalls auf den Grund gehen. Vor rund zwei Wochen kündigte er an, Missbrauchsvorwürfe gegen Kentenich aus der Zeit des Exils in den USA neu prüfen zu lassen. Der Bischof bezog sich auf bis dahin nicht öffentliche Anschuldigungen eines US-Amerikaners. Dieser werfe dem Pater vor, ihn zwischen 1958 und 1962 sexuell missbraucht zu haben.
Die Vorwürfe seien der Erzdiözese Milwaukee ab 1994 bekannt gewesen und auch untersucht worden, so Ackermann. Damals sei entschieden worden, die Sache nicht weiter zu verfolgen. Das Bistum Trier habe die entsprechenden Unterlagen im Zuge des Seligsprechungsverfahrens als „stimmig“ erachtet. Inzwischen habe sich der Umgang mit Verdachtsfällen aber weiterentwickelt. Der Schönstatt-Gründer war 1951 nach einem Prüfverfahren des Vatikan in die USA ins Exil geschickt worden. Dort lebte er im Bundesstaat Wisconsin und kehrte 1965 nach Schönstatt zurück. Die genauen Hintergründe sind bislang nicht geklärt.
Akten nicht beachtet
Im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erklärte von Teuffenbach am Dienstag: „In Trier liegen Dutzende Briefe von Frauen und Männern, die von verschiedenen Formen von Missbrauch durch Pater Kentenich berichten.“ Leider hätten diese Akten, die teils seit Jahrzehnten im Trier lägen, bislang keinen der Bischöfe veranlasst, den Seligsprechungsprozess zu beenden. Die Schönstatt-Bewegung ist eine katholische geistliche Gemeinschaft, der sich eigenen Angaben zufolge bundesweit rund 20.000 Menschen zugehörig fühlen. Gegründet wurde sie 1914 in Schönstatt, einem Stadtteil von Vallendar bei Koblenz. Nach dem Zweiten Weltkrieg breitete sich die Bewegung international aus.