Debatte um Oster-Gottesdienste

Die jüngsten Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern stoßen weiterhin auf Kritik. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) kritisierte die Bitte an die Religionsgemeinschaften, auf Gottesdienste zu verzichten.

Die jüngsten Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern stoßen weiterhin auf Kritik. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) kritisierte die Bitte an die Religionsgemeinschaften, auf Gottesdienste zu verzichten. „Es hat mich schon erstaunt, dass ausgerechnet Parteien, die das C im Namen führen, den Kirchen den Verzicht auf Gottesdienste nahelegen, noch dazu an Ostern“, sagte er der „Bild“-Zeitung (Mittwoch). Sein Haus habe diesen Vorschlag nicht gemacht, obwohl es für die Religionen zuständig sei. Die Hygiene-Konzepte der Kirchen funktionierten „bis heute tadellos“, so Seehofer.

Verschiedene Formen von Gottesdiensten vorgesehen

In der Bund-Länder-Konferenz hatte man sich zuvor darauf geeinigt, mit der Bitte auf die Kirchen und Religionsgemeinschaften zuzugehen, religiöse Versammlungen in der Osterzeit nur virtuell durchzuführen.

Nach Worten des Berliner Erzbischofs Heiner Koch sind verschiedene Formen von Gottesdiensten vorgesehen. Online-Gottesdienste gehörten ebenso dazu wie Gottesdienste im Freien, sagte er im rbb-Inforadio. „Und es wird wahrscheinlich die Möglichkeit geben, unter sehr begrenzten Bedingungen auch Gottesdienste live zu halten.“ Koch appellierte an Besucher, Selbsttests durchzuführen. „Und wir werden rigoros auf die Einhaltung der Bedingungen achten.“

ZdK für Präsenzgottesdienste

Die katholischen Laien drängten auf Präsenzgottesdienste zu Ostern. „Es muss in den Gesprächen mit Bund und Ländern deutlich werden, dass die Öffnung der Kirchentüren zu Ostern etwas anderes ist als die Öffnung irgendwelcher Geschäfte“, sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Zudem seien Gottesdienste „verantwortungsvoll unter Wahrung strenger Regeln möglich“.

Die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Katrin Göring-Eckardt, sagte im ZDF-Morgenmagazin, man müsse das Infektionsgeschehen vor Ort und die Hygienekonzepte berücksichtigen. Die Kirchen hätten zu Weihnachten gute Erfahrungen gemacht. Zudem sei Ostern ein „sehr hoher Feiertag“, ebenso wie das bevorstehende jüdische Pessachfest.

Reduzierung „sämtlicher öffentlicher Bewegungen“

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) erklärte, er wolle die Kirchen selbst über Präsenzgottesdienste entscheiden lassen. Er habe keinen Zweifel daran, dass die Religionsgemeinschaften „einen klugen und verantwortungsvollen Weg finden werden“, sagte er am Dienstagabend in den ARD-Tagesthemen. Ähnlich hatte sich zuvor Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) geäußert. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte an, keinen Druck auf die Kirchen ausüben zu wollen. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) warb indes um Verständnis: Es gehe um eine Reduzierung „sämtlicher öffentlicher Bewegungen“.

Der Rechtswissenschaftler Steffen Augsberg bezeichnete unterdessen die Bezeichnung „erweiterte Ruhezeit“ als zynisch. Die Regelung treffe vor allem jene, „die gehofft hatten, am Gründonnerstag noch einmal Umsatz zu machen“, sagte er der „Welt“. Ein einziger Tag werde sicher keinen entscheidenden Umschwung bringen, mahnte das Mitglied des Deutschen Ethikrats. Zudem sei am Karsamstag mit „proppenvollen“ Geschäften zu rechnen, da etwa ältere Menschen mit Rollator keinen Großeinkauf machen könnten.

kna