Rund 2600 katholische Priester, Gemeindereferentinnen, Diakone und Pastoralassistenten haben sich bislang gegen das Nein aus dem Vatikan zur Segnung schwuler und lesbischer Paare ausgesprochen.
Bonn – Das Nein aus dem Vatikan zur Segnung schwuler und lesbischer Paare treibt Kirchenvertreter aus Deutschland weiter um. Der Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose nannte die Erklärung der Römischen Glaubenskongregation „nahezu bizarr“ und „weltfremd“. Segen sei „kein Besitz der Kirche, sondern ein Geschenk Gottes“, sagte Hose am Samstag bei der Übergabe einer Unterschriftenliste der von ihm und Bernd Mönkebüscher, Pfarrer im nordrhein-westfälischen Hamm, gestarteten Aktion #mehrSegen. Darin stellen sich bislang rund 2.600 Priester, Gemeindereferentinnen, Pastoralassistenten und Diakone hinter das Anliegen, homosexuelle Paare weiterhin zu segnen, wenn diese das wünschen.
Unterschriftenliste an Helmut Dieser und Birgit Mock übergeben
Die Unterschriftenliste entgegen nahmen der Aachener Bischof Helmut Dieser und die familienpolitische Sprecherin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Birgit Mock. Beide leiten das Forum zu Sexualmoral beim Synodalen Weg, dem von den deutschen Bischöfen und dem ZdK ins Leben gerufenen Dialog zur Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland. Das Forum war beim ZdK in Bonn zu einer eintägigen Sitzung zusammengekommen.
Mock sprach mit Blick auf die Unterschriftenaktion von einem sehr wichtigen Zeichen. Die Mitglieder des Forums zur Sexualmoral wollten sich mehrheitlich dafür einsetzen, Segensfeiern für homosexuelle Paare in Deutschland offiziell zu ermöglichen.
Lehre der Kirche Sexualität als positive Kraft verankern
Grundsätzliches Ziel sei es, in der Lehre der Kirche Sexualität als positive Kraft zu verankern. Dies dürfe sich nicht nur auf die Ehe zwischen Mann und Frau erstrecken. „Paare in Liebesbeziehungen, die in Treue und wechselseitiger Wertschätzung leben, zu einer Negierung ihrer Sexualität als Paar zu zwingen, entspricht nicht unserem Menschen- und Gottesbild“, betonte Mock. „Stopp-Schilder aus Rom“ bezeichnete sie in diesem Zusammenhang als wenig hilfreich.
Bischof Dieser kritisierte den Zeitpunkt, an dem der Vatikan die Erklärung veröffentlichte: „Mitten im synodalen Bemühen hat die römische Stellungnahme für Irritation und Verärgerung gesorgt.“ Er wisse um die innere Zerrissenheit vieler Seelsorger auch in seinem Bistum zwischen der Loyalität zur Kirche und dem Wunsch, schwule und lesbische Paare segnen zu dürfen.
Dieser hofft auf Weiterentwicklung der Lehre
Zugleich betonte Dieser, dass er als Bischof in der Verantwortung stehe, „für die Einheit aller zu sorgen“. Er hoffe auf eine Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre, damit Segensfeiern für homosexuelle Paare künftig nicht mehr in einer Grauzone stattfinden. Die Unterschriftenliste sei „Mahnung und Auftrag für die weitere Auseinandersetzung auf dem Synodalen Weg, für die pastorale Realität in Deutschland Verantwortung zu übernehmen und ihr Anliegen in unsere Forums-Debatten, aber auch hoffentlich bald in Gespräche mit römischen Stellen einzubringen“ sagten Mock und Dieser. „Der Dialog muss weitergeführt werden.“
Hose und Mönkebüscher hatten am 15. März im Internet ihre Aktion gestartet, die nun von der Zeitschrift „Publik Forum“ weitergeführt wird. Am gleichen Tag hatte die Römische Glaubenskongregation erklärt, die katholische Kirche habe keine Vollmacht, gleichgeschlechtliche Beziehungen zu segnen, da diese Verbindungen nicht dem göttlichen Willen entsprächen.
Von Joachim Heinz (KNA)