Die Vertretung der katholischen Laien im Bistum Aachen verlangt eine „Abschaffung von diskriminierenden Normen im Raum der Kirche“.
Aachen – Die Vertretung der katholischen Laien im Bistum Aachen verlangt eine „Abschaffung von diskriminierenden Normen im Raum der Kirche“. Eingetragene gleichgeschlechtliche Partnerschaften oder Ehen dürften im kirchlichen Arbeitsrecht nicht länger als Einstellungshindernis oder als schwerwiegender Verstoß gegen kirchliche Loyalitätsforderungen behandelt werden, forderte der Diözesanrat der Katholiken laut einer Mitteilung vom Mittwoch bei seiner Frühjahrsvollversammlung. Das Gremium unterstütze den Aachener Bischof Helmut Dieser, sich beim bundesweiten katholischen Reformdialog Synodaler Weg für eine Neubewertung der kirchlichen Sexuallehre im Lichte der Humanwissenschaften einzusetzen.
Weiter plädierte der Rat für eine Diözesanversammlung, um demokratische Entscheidungen über den bistumsweiten Reformdialog „Heute bei dir“ treffen zu können. „War bisher die mangelhafte Beteiligung der katholischen Räte und Verbände ein zentraler Kritikpunkt, machen erste Korrekturen Mut, dass doch noch die Kurve zu einem gemeinsamen Kurs genommen wird“, erklärte die Laienvertretung. Vielleicht gelinge es „zu neuer Gemeinsamkeit zu finden“.
Bischof Dieser hatte den Gesprächsprozess über die Zukunft des Bistums im Jahr 2018 begonnen. Bis zum Sommer sollen acht Themengruppen Pläne vorlegen. Dabei geht es um die Weiterentwicklung pastoraler Räume, eine Willkommens- und Kommunikationskultur, die Gestaltung von Gottesdiensten, eine geschlechtersensible Haltung, das sozial-diakonische Engagement der Kirche, die Ausrichtung des Ehrenamtes und die Zielgruppe Jugendliche und junge Erwachsene. Im kommenden Jahr sollen dann auch Pfarreistrukturen und finanzielle Fragen erörtert werden.
Der Diözesanrat sprach sich zudem für die weitere Aufarbeitung der sexualisierten Gewalt in der Kirche aus. Bei dem „wertigen“ Gutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) dürfe die Diözese jetzt nicht stehen bleiben. Während das Erzbistum Köln sein Missbrauchsgutachten von WSW für mangelhaft hält und nur eingeschränkt zugänglich machte, wurde die Aachener Untersuchung veröffentlicht. Sie wirft früheren Verantwortungsträgern, darunter Altbischof Heinrich Mussinghoff (80) und seinem Generalvikar Manfred von Holtum (76), eine „unverdiente Milde“ gegenüber des Missbrauchs verdächtigten und verurteilten Geistlichen vor.
Mit Blick auf die Pandemie mahnte der Rat Impfgerechtigkeit an. „Impfstoffe seien ein globales öffentliches Gut und müssten fair und zu niedrigen Preisen weltweit verteilt werden“, hieß es. Notwendig sei es, den Patentschutz vorübergehend auszusetzen, den Aufbau von Produktionsstätten zu forcieren und Nationalismen zu überwinden.