Anselm Grün: Wer dauerglücklich lächelt, dem traue ich nicht

Benediktinermönch Anselm Grün sieht sich nicht als „Glücksautor“ Er „verspreche kein Glück, sondern versuche, den Menschen zu verstehen.“
Osnabrück – Benediktinermönch Anselm Grün sieht sich nicht als "Glücksautor". Er "verspreche kein Glück, sondern versuche, den Menschen zu verstehen", sagte der Ordensmann im Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag). Er selbst versuche in seinen Büchern, das Leben zu beschreiben, wie es ist, und Wege aufzuzeigen, wie man damit umgehen könne - "mit allen Ängsten, mit Ärger und Traurigkeit". Dabei wolle er die Leute nicht belehren, sagte Grün. "Ich will sie in Berührung bringen mit der Weisheit ihrer eigenen Seele."

AnselmGrün –Foto: © www.hufeisen.com/Stefan Neubig

Benediktinermönch Anselm Grün sieht sich nicht als „Glücksautor“. Er „verspreche kein Glück, sondern versuche, den Menschen zu verstehen“, sagte der Ordensmann im Interview der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Freitag). Er selbst versuche in seinen Büchern, das Leben zu beschreiben, wie es ist, und Wege aufzuzeigen, wie man damit umgehen könne – „mit allen Ängsten, mit Ärger und Traurigkeit“. Dabei wolle er die Leute nicht belehren, sagte Grün. „Ich will sie in Berührung bringen mit der Weisheit ihrer eigenen Seele.“

Glück heiße für ihn, im Frieden und Einklang mit sich selber zu sein, sich selber anzunehmen, dankbar zu sein. „Das sind Wege, auf denen ich mich glücklich fühlen kann. Aber es gibt kein Dauerglück. Wer dauerglücklich lächelt, dem traue ich nicht“, so der 76-Jährige.

Unglücklich zeigte er sich über Corona-Leugner, „Querdenker“ und „Verschwörungstheoretiker“ – Menschen, mit denen man nicht mehr diskutieren könne. „Auch die Aggressivität, mit der manche auftreten.“ Wenn jemand für das Impfen eintrete, werde er beschimpft. „Oder alles wird auf die Goldwaage gelegt, und ein Shitstorm bricht los. Darüber bin ich nicht sehr glücklich.“

Überzeugen könne man solche Leute nicht, sagte Grün. „Da auf Sachargumente zu setzen bringt gar nichts. Aber man kann sie fragen: Woher weißt du das so genau? Warum brauchst du diese Sicherheit, diese Rechthaberei?“ Es habe häufig psychische Ursachen, dass sich jemand verschanze. „Das kann mit Angst zu tun haben. Man kann im Zweiergespräch über persönliche Dinge sprechen, aber nicht in der Gruppe. Da hat man keine Chance.“

Weiter berichtete der Ordensmann, er finde in der Pandemie mehr Zeit zum Lesen. „Wir haben zum Glück eine große Bibliothek – da werde ich immer wieder fündig. Das ist für mich schon anregend“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Er beschäftige sich vor allem mit psychologischen Büchern und Literatur der Kirchenväter. Belletristik lese er „mehr im Urlaub“. Seine Lieblingsautoren seien Heinrich Böll und Max Frisch.