NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, ein überzeugter Katholik, setzt sich in der „K-Frage“ gegen CSU-Chef Markus Söder durch – jedenfalls im CDU-Bundesvorstand. Nun muss sich der Mann aus Bayern zu dem Votum verhalten.
Aachen/Berlin – Die Entscheidung fiel in der Nacht: Mit einer deutlichen Mehrheit sprach sich der CDU-Bundesvorstand für Armin Laschet als Kanzlerkandidaten der Union aus. Nach stundenlangen Beratungen stimmten 31 Mitglieder in geheimer Wahl für Laschet – und demnach für den Parteivorsitzenden und nordrhein-westfälischen Regierungschef. Auf seinen Kontrahenten, den CSU-Vorsitzenden und bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, entfielen neun Stimmen. Es gab zudem sechs Enthaltungen. Nun ist die Frage, wie sich Söder zu dem Beschluss positioniert.
Laschet setzt auf Authenzität
Das unionsinterne Rennen um die Nachfolge von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sollte sich eigentlich bereits im Januar entscheiden, als Laschet sich gegen seine Mitbewerber Friedrich Merz und Norbert Röttgen bei der Wahl zum CDU-Parteivorsitzenden durchsetzte. Doch dann kursierte immer öfter auch der Name von CSU-Chef Söder. In seiner Bewerbungsrede zum Vorsitzenden im Januar hatte sich Laschet nochmals als Kandidat der Mitte und der politischen Kontinuität, mit Regierungserfahrung und einem Herzen für die Sorgen der Menschen positioniert.
Zugleich setzte er auf Authentizität: „Ich bin nicht der Mann der perfekten Inszenierung, sondern Armin Laschet.“ Der 60 Jahre alte Politiker macht aus seiner rheinisch-katholischen Herkunft keinen Hehl. Seit dreieinhalb Jahren ist er Chef der schwarz-gelben Landesregierung im bevölkerungsreichsten Bundesland und führt zugleich den größten Landesverband seiner Partei.
Jurist und Journalist
Der Jurist und Journalist Laschet wuchs in einer Aachener Bergmannsfamilie auf und schulte später zum Lehrer um. Dass er und seine drei Brüder studieren konnten, sei keine Selbstverständlichkeit, seinen Eltern aber sehr wichtig gewesen. „Mein Vater hat mir so gezeigt, dass sich Arbeit lohnt und dass Aufstieg möglich ist“, sagt der Politiker, der von 2005 bis 2010 bundesweit erster Integrationsminister war, damals im schwarz-gelben Kabinett von Jürgen Rüttgers. Laschets 2009 veröffentlichtes Buch „Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance“ ist somit als programmatische Aussage zu werten.
Bereits mit 28 Jahren wurde Laschet Ratsherr in Aachen, später Abgeordneter im Bundestag und im Europaparlament. „Mein Wunsch war es immer, mich einzusetzen für eine bessere Welt“, so der Christdemokrat, der auch als wissenschaftlicher Berater der früheren Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth arbeitete.
Als Jugendlicher war Laschet Messdiener und Gruppenleiter in seiner Pfarrgemeinde. Die Kirche ist nicht nur der Ort, an dem er erste Kontakte zur CDU knüpfte – auch seine Frau Susanne lernte er im dortigen Kinderchor kennen und heiratete sie mit 24 Jahren.
Seinen Wunsch, nach dem Jura-Studium Journalist zu werden, setzte Laschet beim Bayerischen Fernsehen und dem Privatsender Radio Charivari um. Doch zog ihn die Liebe zum Aachener Dom, zu Karneval und Reitturnier ins Rheinland zurück. „Das ist für mich Heimat, Abendland, Europa“, wie er erklärte. 1991 wurde er Chefredakteur der Kirchenzeitung für das Bistum Aachen. Von 1995 bis 1999 war er Geschäftsführer des Aachener Einhard-Verlags, ehe er ganz in die Politik wechselte.
Als Ministerpräsident pflegt er ein betont freundliches Verhältnis zu den Kirchen. Bei einer Privataudienz holte er sich unlängst den Segen von Papst Franziskus, den er dabei zu einem Besuch in Deutschland einlud. Im Kirchenoberhaupt sieht Laschet eine treibende Kraft, die gerade auch in der Corona-Krise auf den Zusammenhalt in der Weltgemeinschaft drängt. „Franziskus fordert uns alle zu mehr Kompromissbereitschaft für globale Lösungen und mehr Einsatz in internationalen Organisationen auf – und trifft damit den Kern vieler Konflikte dieser Tage“, so Laschet zur Umwelt-Enzyklika des Papstes.
Bei den Corona-Lockdowns lehnte und lehnt der nordrhein-westfälische Regierungschef einen direkten Eingriff des Staates in die Religionsfreiheit ab. Im Unterschied zu anderen Ländern habe seine Regierung zur Kenntnis genommen, dass die Gemeinschaften selbst entsprechende Regeln erlassen hätten, so Laschet.