Mit einer europaweiten Gebetswache hat die katholische Gemeinschaft Sant’Egidio am Montagabend der jüngst ertrunkenen 130 Migranten auf dem Mittelmeer gedacht.
Rom –Mit einer europaweiten Gebetswache hat die katholische Gemeinschaft Sant’Egidio am Montagabend der jüngst ertrunkenen 130 Migranten auf dem Mittelmeer gedacht. „Ihre Schreie, die sich zum Himmel erhoben, waren nicht genug gegen die Gleichgültigkeit italienischer, maltesischer und libyscher Behörden und der von uns allen“, so Pfarrer Marco Gnavi beim zentralen Abendgebet in der römischen Kirche Santa Maria in Trastevere.
„Das Kreuz von Lampedusa auf dem Altar“, so Gnavi, „erinnert an die Verzweiflung, die Angst der Männer, Frauen und Kinder, die am Mittwoch und Donnerstag vergangener Woche verzweifelt auf Hilfe warteten“. Nach Aussage von Hilfsorganisationen hatten Behörden auf die Hilferufe mehrerer Schlauchboote nicht reagiert; Schiffe zur Rettung seien daher zu spät gekommen.
Liturgie der Gebetswoche online übertragen
An der Gebetswache in der Kirche nahmen pandemiebekonform knapp 300 Menschen teil; zugleich wurde die Liturgie online übertragen. Auch in anderen Orten Italiens sowie anderer europäischer Länder gab es Abendgebete für die Opfer wie auch für eine andere europäische Migrationspolitik. Papst Franziskus hatte am Sonntag die europäische Untätigkeit ebenfalls kritisiert.
Die Tragödie der vergangenen Woche auf dem Mittelmeer verlange erneut Initiativen, sagte der Generalsekretär von Sant’Egidio, Cesare Zucconi, zuvor in einem Gespräch mit Radio Vatikan. Eine erste Initiative sei „diese Gebetswache für die Opfer“, so Zucconi. Die zweite müsse endlich eine Verhaltensänderung in Europa sein gegenüber diesem „Drama, das schon seit Jahren anhält“.
Appell, Migranten in Seenot zu retten.
Bereits zuvor hatte Sant’Egidio an die Verantwortlichen appelliert, alles zu tun, um Migranten in Seenot zu retten. Zudem müssten mit Blick auf die besorgniserregende Lage in Libyen mehr legale Einreisemöglichkeiten in die EU geschaffen werden. Als Beispiel verwies Zucconi auf die gut 3.500 Migranten und Geflüchteten, die über humanitäre Korridore sicher nach Italien, Frankreich und Belgien gebracht worden seien.
Eine weitere wichtige Aufgabe liegt nach Aussage Zucconis darin, Menschen in ihren Herkunftsländern endlich mehr und bessere Perspektiven zu geben. Niemand verlasse sein Land, wenn er dort echte Perspektiven haben.
Papst über verunglückte Bootsmigranten: „Es ist eine Schande“
Die Hilfsorganisation SOS Mediterranee hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass vor Libyen ein Schlauchboot mit rund 130 Migranten an Bord verunglückt sei. Das eigene Rettungsschiff „Ocean Viking“ habe trotz schlechter Wetterverhältnisse versucht zu helfen. Nach stundenlanger Suche seien aber „nur noch Tote“ gefunden worden. Den zuständigen Behörden warf SOS Mediterranee Versagen vor. Sie hätten nichts unternommen, um einen Rettungseinsatz zu koordinieren.
Papst Franziskus hatte sich am Sonntag sich „sehr betrübt“ über das jungste Bootsunglück mit Dutzenden ertrunkenen Migranten im Mittelmeer geäußert. „Es ist eine Schande“, sagte das Kirchenoberhaupt beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Die Betroffenen hätten tagelang vergebens um Hilfe gefleht. „Es handelt sich um Menschenleben“, betonte Franziskus in seiner Ansprache vor Hunderten Pilgern. Er rief zum Gebet für all jene auf, die auf dem gefährlichen Weg über das Mittelmeer ums Leben kämen. Dies sei „eine Tragödie“.
Der Papst sprach auch den Leidtragenden des Vulkanausbruchs auf der Karibikinsel St. Vincent seine Anteilnahme aus. Dort hatte zu Monatsbeginn der Ausbruch des Vulkans La Soufriere weite Teile der Insel verwüstet. Betroffen zeigte sich der 84-Jährige zudem über den Brand in einer Corona-Station der irakischen Hauptstadt Bagdad. Laut Medienberichten starben bei dem Unfall in der Nacht zu Sonntag mindestens 82 Menschen. Er sei den Opfern nahe, so Franziskus.