In Nordrhein-Westfalen ermittelt nach Vorfällen an zwei Synagogen der Staatsschutz.
Bonn/Köln – In Nordrhein-Westfalen ermittelt nach Vorfällen an zwei Synagogen der Staatsschutz. Vor den Synagogen in Bonn und Münster zündeten am Dienstagabend mehrere Personen die israelische Flagge an, wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten. In Bonn wurde zudem der Eingang des Gebäudes durch geworfene Steine beschädigt. Die Polizei nahm eigenen Angaben zufolge mehrere Personen fest, 13 in Münster und drei in Bonn. Sie gehe von einem Zusammenhang mit der Eskalation im Nahen Osten aus.
Flagge angezündet
In Bonn hatte laut Polizei ein Anwohner gegen 19.30 Uhr mehrere, augenscheinlich jüngere Erwachsene beobachtet, die den Synagogeneingang attackierten und auch mit „Feuer“ auf einem nahegelegenen Gehweg hantierten. Vor Ort stellten die Ermittler fest, dass ein Glasbereich der Eingangstür offensichtlich mit zwei Steinen beschädigt worden war. Vor dem Eingang stellte die Polizei drei Handzettel „mit wahrscheinlich arabischen Schriftzeichen“ sicher, wie Sprecher sagte. Darüber hinaus fand sich auf dem Gehweg gegenüber der Synagoge eine weiß-blaue Fahne, die augenscheinlich angezündet worden war. Die Gegenstände wurden sichergestellt.
In Münster ging am Dienstag gegen 18.45 Uhr ein Notruf bei der Polizei ein. Mehrere Zeugen hatten beobachtet, dass eine größere Gruppe sich vor der Synagoge aufhalte, laut rufe und eine israelische Flagge verbrenne. Bei Eintreffen der Polizei zertreuten die jungen Männer sich in alle Richtungen. Zehn stellten die Einsatzkräfte noch vor Ort drei weitere nach einer Fahndung in der Innenstadt. Auch die zum Teil verbrannte israelische Flagge stellte die Polizei sicher. Die Synagoge selbst wurde nicht beschädigt.
Schuster: Schutz jüdischer Einrichtungen erhöhen
Gewalt ist nie ein geeigneter Weg, um Konflikte zu lösen“, sagte der Bischof von Münster, Felix Genn. Religion dürfe „nicht dafür instrumentalisiert und missbraucht werden, um Gewalt rechtfertigen zu wollen“, so Genn. „Beten wir gemeinsam, dafür, dass die Gewalt im Heiligen Land rasch ein Ende findet.“
Große Sorgen angesichts der Gewalt in Israel äußerte auch der Zentralrat der Juden in Deutschland. Dessen Präsident, Josef Schuster, sieht die Hamas in der Verantwortung. „Die Terror-Organisation nutzt das politische Vakuum durch die verschobenen Wahlen in den palästinensischen Gebieten, um sich als Schutzmacht der Palästinenser aufzuspielen“, betonte er. Die Bedrohung für die jüdische Gemeinschaft wachse. Das zeigten die Verbrennungen von israelischen Flaggen vor den Synagogen. Der Schutz jüdischer Einrichtungen müsse erhöht werden.
Politiker verurteilen Vorfälle
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) nannte die antiisraelischen Vorfälle „vollständig inakzeptabel“. „Es geht überhaupt nicht, dass in Deutschland Flaggen Israels verbrannt werden oder es antisemitische Kundgebungen vor Synagogen gibt“, sagte Heil dem Sender RTL. Israel habe ein Recht auf Selbstverteidigung. „Es ist jetzt an allen Seiten, diesen Konflikt zu befrieden.“ Auch Deutschland sei gefordert.
NRW-Ministerpräsident und CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet twitterte: „Unsere tiefe Solidarität gilt Israel.“ Die Raketenangriffe der Hamas nannte er abscheulich. Die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, schrieb auf Twitter: „Die Gewaltspirale zeigt, wie dringend die Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen ist.“
Lage im Heiligen Land ist zuletzt gefährlich eskaliert
Der Großraum Tel Aviv wurde indes am frühen Morgen erneut mit Raketen aus dem Gazastreifen beschossen. Es gab Berichten zufolge mindestens drei Tote. Die israelische Luftwaffe flog Angriffe auf den Gazastreifen. Nach Angaben der Hamas wurden dabei alle Polizeigebäude in dem Küstengebiet zerstört.
Die Lage im Heiligen Land ist zuletzt gefährlich eskaliert. Nach tagelangen Ausschreitungen an verschiedenen Orten in Jerusalem wurden seit Montagabend mehr als 400 Raketen aus dem Gazastreifen nach Israel gefeuert. Zwei Israelis wurden getötet, weitere schwer verletzt. Israel reagierte mit Luftangriffen auf Ziele im Gazastreifen, bei denen nach palästinensischen Angaben bisher 26 Palästinenser starben.