Eine gemischte Bilanz des Ökumenischen Kirchentags hat der Ökumene-Bischof der katholischen Bischofskonferenz gezogen.
Bonn – Eine gemischte Bilanz des Ökumenischen Kirchentags hat der Ökumene-Bischof der katholischen Bischofskonferenz gezogen. Einen besonderen Schub für die Ökumene könne er bislang nicht erkennen, sagte der Magdeburger Bischof Gerhard Feige am Montag in einem Interview des Internetportals katholisch.de. Sprachlich und optisch habe man sich „weitgehend in einer binnenkirchlichen Blase bewegt“ und habe damit wohl kaum Nicht-Gläubige oder den Kirchen distanziert gegenüber stehende Menschen erreicht. „Gleichwohl bin ich beeindruckt, dass das Treffen in dieser schwierigen Zeit überhaupt stattfinden konnte und offenbar doch eine große Zahl von Menschen erreicht hat.“
Eindrucksvolles Schuldbekenntnis
Kritisch äußerte sich Feige mit Blick auf die in Frankfurt stattgefundenen „ökumenisch sensiblen Gottesdienste“. „Die Frage des gemeinsamen Abendmahls ist äußert komplex und emotional aufgeladen. Umso wichtiger ist es, hier Schritt für Schritt voranzukommen. Spektakuläre Aktionen sorgen eher für Verwundungen“, sagte er. Als eindrucksvoll bewertete er das Schuldbekenntnis des Frankfurter katholischen Stadtdekans Johannes zu Eltz und seine Bitte um Vergebung gegenüber den evangelischen Christen. „Darüber hinaus würde ich das Signal dieser Feiern aber nicht überbewerten.“
Zu Eltz hatte evangelische Christen um Entschuldigung dafür gebeten, weil sie vielfach unter dem Hochmut und Abgrenzungsbemühungen von katholischer Seite zu kämpfen hätten. Mit vier zentralen Gottesdiensten hatten die christlichen Kirchen am Samstagabend ein Signal der Gemeinsamkeit gesetzt. Es war der Gewissensentscheidung der einzelnen Besucher überlassen, ob sie an der Mahlfeier der jeweils anderen Konfession teilnehmen wollten.
Zeichen der Ökumene
Bei der katholischen Messe im Frankfurter Dom ging die evangelische Präsidentin des Ökumenischen Kirchentages, Bettina Limperg, zur Kommunion. Beim evangelischen Gottesdienst nahm der katholische Kirchentagspräsident Thomas Sternberg am Abendmahl teil. Feige äußerte die Erwartung, dass künftige Katholikentage und evangelische Kirchentage noch ökumenischer ausgerichtet werden. Darüber hinaus hoffe er, dass die gesamte Ökumene stärker beachtet werde. „Ökumene betrifft nicht nur die beiden großen Kirchen in Deutschland, sondern alle hier lebenden Christen.“
In der Debatte darüber, ob Betroffene sexuellen Missbrauchs stärker beim Kirchentag hätten beteiligt werden müssen, sagte der Magdeburger Bischof: „Es wäre aber sicher angebracht gewesen, den Betroffenen des sexuellen Missbrauchs eine eigene Veranstaltung zu widmen und sie dort ausführlich zu Wort kommen zu lassen. Soweit ich mitbekommen habe, ist das ja nur am Rande und nur mit einem geringen Zeitkontingent geschehen.“