Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck hat am Sonntag in der Essener Kirche St. Johannes Bosco die letzte heilige Messe gefiert. Die Gemeinde findet in St. Dionysius eine neue Heimat.
Essen – Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck hat am Sonntag, 30. Mai 2021, in der Essener Kirche St. Johannes Bosco die letzte heilige Messe gefiert. Die Gemeinde findet in St. Dionysius eine neue Heimat.„Du stellst meine Füße auf weiten Raum“. Der Vers des Psalms 31, der Thema des Misereor-Hungertuchs in dieser Fastenzeit war, steht auch an den letzten Tagen in St. Johannes Bosco im Mittelpunkt. Ein Vers, der Vertrauen in Gott ausdrückt, genauso wie die Hoffnung auf Neubeginn. In einer Woche des Abschieds hat die Gemeinde geschaut, welche „Fußspuren“ die Kirche bei ihnen hinterlassen hat und welche Fußspuren die Gläubigen selbst, erklärt Benedikt Ogrodowczyk, Pfarrer von St. Dionyisus, wozu St. Johannes Bosco gehört. „Es ist uns wichtig, dass sich die Gemeinde trotz der Corona-Pandemie gut und in Würde von ihrer Kirche verabschieden kann“, so der Pfarrer. Ab dem Dienstag vor dem letzten Gottesdienst wird das Gotteshaus an der Theodor-Hartz-Straße an jedem Abend geöffnet sein, zudem eine heilige Messe gefeiert. Am Abend vor der Messe war zu einer eucharistischen Anbetung eingeladen.
Prozession führt von St. Johannes Bosco an neuen Ort
Eigentlich war der letzte Gottesdienst bereits für Juni 2020 geplant. Coronabedingt war dieser dann auf Mai dieses Jahres verschoben worden. Nachdem im September 2018 bereits die Kirche St. Thomas Morus in Vogelheim geschlossen worden war, ist die fast 60 Jahre alte Don-Bosco-Kirche jetzt die zweite Kirche in jüngster Zeit, die aufgegeben wird. Die Pfarrei folgt damit den Beschlüssen des Votums aus dem Pfarreientwicklungsprozess.
Da das Votum bereits vor drei Jahren beschlossen wurde, scheint es vielen Menschen der Gemeinde „bewusst zu sein, wo es hingeht“, glaubt Pfarrer Ogrodowczyk. Selbstverständlich seien die Gläubigen traurig über den Verlust ihrer Kirche, doch spüre er „keine deutliche Verzweiflung oder Anklage“. Von vielen habe er im Gegenteil die Botschaft erhalten, sich in St. Dionysius neu einbringen zu wollen. Denn in der Gemeinde in zentraler Borbecker Lage werden die Gläubigen aus Don Bosco zukünftig unterkommen. Dass das Aus für die Kirche kein endgültiges für die Gemeinde ist, soll auch eine Prozession am Ende des Gottesdienstes zur St.-Dionysius-Kirche zeigen. „Die Prozession soll an den Ort führen, wo es weitergehen soll“, betont der Pfarrer. Er ist froh, dass die Stadt Essen unter den aktuellen Bedingungen die Genehmigung für den Umzug gegeben hat.
Unklare Situation
Bei einer Gemeindeversammlung Ende April hatte darüber informiert werden sollen, wie es mit der St.-Johannes-Bosco-Kirche und dem Gelände weitergehen wird. Da sich allerdings das Vorhaben des bisher planenden Investors kurzfristig geändert habe, kann Ogrodowczyk noch keine genauen Angaben machen. „Ich hätte es mir anders gewünscht und kann verstehen, dass das Interesse der Leute groß ist“, sagt er bedauernd. Die Pfarrei befinde sich jedoch in „intensiven Gesprächen“ für die neue Nutzung und hoffe, bald mehr sagen zu können. Fest steht zumindest, dass das Gotteshaus als Gebäude nicht erhalten bleiben wird.
Zu erhalten versucht die Pfarrei die Einrichtung der Kirche. Einiges davon wie die Josefs- und die Don-Bosco-Statue soll an die Salesianer zurückgehen, die unter anderem das gegenüberliegende Gymnasium und den Don-Bosco-Club betreiben. Die elektronische Orgel wird bald auf dem Friedhof an der Hülsmannstraße genutzt, die Kerzenleuchter zu besonderen Anlässen in St. Dionysius, nennt Ogrodowczyk Beispiele. Für den weiteren Weg in die Zukunft könnte ansonsten kaum einer besser Pate stehen als der Patron der Kirche, Giovanni Bosco, selbst. Denn dem italienischen Jugendseelsorger und Ordensgründer, der im 19. Jahrhundert lebte, wird folgendes Zitat zugesprochen: „Gott hat mir immer geholfen. Er wird mir auch künftig helfen.“