Christen feiern Fronleichnam in Corona-Pandemie

Christen haben erneut unter Pandemiebedingungen Fronleichnam gefeiert. Vielerorts mussten größere Aktionen und Prozessionen aus Infektionsschutzgründen ausfallen.
Essen – Christen haben erneut unter Pandemiebedingungen Fronleichnam gefeiert. Vielerorts mussten größere Aktionen und Prozessionen aus Infektionsschutzgründen ausfallen. Wieder war auch Kreativität gefragt: So zog etwa ein Pater mit einer mobilen Kirche, dem "Anhänger Jesu", am Donnerstag durch die Eifel. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, riet in seiner Predigt in Limburg dazu, in persönlich schwierigen Zeiten den Blick auch auf das Umfeld zu lenken. Papst Franziskus will am Sonntag im Petersdom die Fronleichnamsmesse feiern.

Foto: Cornauge|BistumEssen

Christen haben erneut unter Pandemiebedingungen Fronleichnam gefeiert. Vielerorts mussten größere Aktionen und Prozessionen aus Infektionsschutzgründen ausfallen. Wieder war auch Kreativität gefragt: So zog etwa ein Pater mit einer mobilen Kirche, dem „Anhänger Jesu“, am Donnerstag durch die Eifel. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, riet in seiner Predigt in Limburg dazu, in persönlich schwierigen Zeiten den Blick auch auf das Umfeld zu lenken. Papst Franziskus will am Sonntag im Petersdom die Fronleichnamsmesse feiern.

Hochfest des Leibes und Blutes Jesu Christi

An Fronleichnam bringen die Katholiken öffentlich ihren Glauben zum Ausdruck, dass Gott in Brot und Wein mitten unter ihnen ist. Als sichtbares Zeichen wird normalerweise eine reich verzierte Monstranz mit einer geweihten Hostie in feierlicher Prozession durch die Straßen getragen. Fronleichnam ist das „Hochfest des Leibes und Blutes Jesu Christi“ in der katholischen Kirche.

Bätzing verwies darauf, dass jeder sein Päckchen zu tragen habe. „Die Geschichten anderer, die womöglich weit mehr belastet sind und das über lange Zeit, sie relativieren die eigene Bürde.“ Er äußerte sein Erstaunen darüber, was Menschen alles aushalten könnten. Und: „Was wir tragen und was uns trägt, das hängt oft eng miteinander zusammen.“ So sei die Verantwortung, die man übernehme, oft der Grund für das eigene Selbstwertgefühl. „Freundschaft und Fürsorge, die wir schenken, stärken die Beziehungen, die uns Halt geben.“

Erfurcht vor anderen Religionen

In München rief Kardinal Reinhard Marx zu Ehrfurcht vor anderen Religionen auf. „Die Vielfalt des Religiösen ist auch eine Einladung, das Religiöse selbst neu zu verstehen.“ Zugleich warnte er davor, überheblich zu sein. Weder sei es sinnvoll, alle Religionen als „gleich“ einzuordnen, noch alles andere zu verdrängen und sich selbst an die Spitze zu setzen. Es gelte, „zu lernen und den eigenen Schatz neu zu erkennen, ohne den Anderen negativ beiseite zu schieben“.

Dass aktuell in der Corona-Pandemie immer wieder neue Wege gegangen werden müssten, unterstrich der Fuldaer Bischof Michael Gerber. Schon Jesus habe seine Jünger herausgefordert, neue Wege zu suchen. Er gebe auch den Menschen heute Kraft für den Weg ins Unbekannte. An Fronleichnam könne man die Eucharistie in ihrer ursprünglichen Wirkung entdecken: „Als Kraft und Zurüstung für Wege ins Unbekannte, für Suchwege, für Wege in das, was jenseits unserer bisherigen Kategorien liegt.“

In Augsburg sagte Bischof Bertram Meier, in der Wandlung verändere sich etwas Wesentliches. Und es seien nicht nur Brot und Wein, die verwandelt würden. „Jesus will, dass auch wir uns ändern, dass wir uns von ihm wandeln lassen. Lassen Sie sich nicht abspeisen mit verfallenen Konserven und Formaten, die auch die Kirche manchmal anbietet, die aber wenig Substanz haben, wenig Nährstoff für ein vertieftes geistliches Leben, das wir ersehnen.“

In Freiburg sagte Weihbischof Peter Birkhofer, im christlichen Bekenntnis, dass Christus auferstanden sei, fänden Menschen verschiedener Konfessionen zur Einheit. Die Freude darüber sei „das eigentliche Element des Ökumenischen und des Missionarischen: Wenn wir die Wahrheit Christi begriffen haben, dann werden wir selbst zur Wahrheit in der Welt. Wir transformieren unsere Umwelt durch unser Handeln, unser Vorbild, unser Zeugnis.“

25o Gläubige feiern Gottesdienst zu Fronleichnam mit Bischof Overbeck

Gleich an vier Orten in der Eifel feierte Pater Wieslaw Kaczor mit einer mobilen Kirche Gottesdienst. In Nettersheim-Tondorf versammelten sich rund hundert Gläubige unter freiem Himmel. Der Regen hielt auch die Gottesdienstbesucher an der Erftquelle nicht ab – auch wenn die Kirche auf Rädern zwischenzeitlich im nassen Gras stecken blieb

Rund 250 Gläubige haben gemeinsam mit Bischof Franz-Josef Overbeck am 3. Juni den Fronleichnamsgottesdienst gefeiert. Die traditionelle Prozession durch die Innenstadt konnte nach dem kompletten Ausfall der Fronleichnamsfeier im vergangenen Jahr allerdings noch nicht stattfinden. Die Monstranz mit der geweihten Hostie stand stattdessen nach der Kommunion auf dem Altar.

Prozession als Pilgerweg der Gemeinschaft

Der Zugang war bei dieser erstmaligen Fronleichnamsfeier in der Pandemie genau geregelt, die angemeldeten Teilnehmer saßen mit Abstand auf dem Burgplatz verteilt, an und außerhalb der festen Sitzplätze galt die Maskenpflicht. An allen Ein- und Ausgängen stand Desinfektionsmittel. Die Hostien wurden von festen Plätzen aus an die Gläubigen verteilt, auch hier galten auf den Laufwegen die Maskenpflicht und Abstände. Der Mädchenchor am Essener Dom, die Domsingknaben sowie ein Bläserensemble begleiteten den Gottesdienst musikalisch.

Obwohl es in diesem Jahr keine anschließende Prozession durch die Essener Innenstadt gab, nahm Bischof Overbeck in seiner Predigt Bezug auf deren Bedeutung für die Glaubensgemeinschaft. Die Prozession sei Ausdruck der Buntheit und Vielschichtigkeit der Kirche im Bistum Essen und der Weltkirche, vor allem mit den Gläubigen der unterschiedlichen muttersprachlichen Gemeinden. „Für mich hatte diese Prozession in den vergangenen Jahren einen Pilgercharakter“, sagte Overbeck. „Prozessionen haben den Charakter von Pilgerwegen im Kleinen. Sie stiften Identität und machen eine Erfahrung möglich, die zu einem großen Pilgerweg gehören, nämlich Kirche als Gemeinschaft auf dem Weg zu sein, wanderndes Volk Gottes als Pilger des Glaubens.“

„Nicht der kleine heilige Rest, sondern Kirche von vielen für viele“

Overbeck stellte auch die Aktualität dieses gemeinsamen Wegs in Frage: „Sind wir wirklich Pilger des Glaubens als Menschen auf einem neuen Weg? Oder leben nicht viele von uns selbst und erst recht viele der kritischen Zeitgenossinnen und Zeitgenossen angesichts der vielen Kirchenaustritte, die wie eine Massenflucht aus der Kirche wirken, als Menschen eines alten Weges, der zu Ende geht? Die alte Zeit ist vorbei!“ Er rief dazu auf, sich lebendig und mit gutem Willen auf den neuen Weg zu machen, sich auf herausfordernde Fragen der komplexen und bunten Kirche und Welt einzulassen, von Geschlechtergerechtigkeit bis hin zum friedlichen Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkünfte oder den Schwierigkeiten in der Corona-Pandemie.

„Sicher bleibt auch das Niederdrückende der derzeitigen Zeit, gerade angesichts der Gestalt der Kirche und vieler Formen ihrer Gemeinschaft. Aber dennoch: Wir als Pilger des Glaubens und Menschen des neuen Weges haben die Gnade und die Kraft erfahren, glauben zu dürfen und zu können. Wir sind nicht der kleine heilige Rest, sondern Kirche von vielen für viele“, sagte der Bischof zum Abschluss seiner Predigt.

Am Fronleichnamsfest (mittelhochdeutsch: „Leib des Herrn“) feiern die Katholiken die bleibende Gegenwart Jesu Christi in den Gaben von Brot und Wein, dem sogenannten Sakrament der Eucharistie – und das seit dem 13. Jahrhundert immer am 60. Tag nach Ostern.

rwm/kna