Mit einem Marsch zum Kölner Dom will sich der Dormagener Pfarrer Klaus Koltermann für Veränderungen in der katholischen Kirche einsetzen.
Dormagen – Mit einem Marsch zum Kölner Dom will sich der Dormagener Pfarrer Klaus Koltermann für Veränderungen in der katholischen Kirche einsetzen. Mit dem Rücktrittsgesuch des Erzbischofs von München und Freising, Reinhard Marx, habe „die Kirchenkrise in Deutschland und auch für unser Erzbistum Köln eine neue Dimension erreicht“, erklärte Koltermann am Dienstag. Marx habe „ein sichtbares Zeichen für neue Anfänge, einen neuen Aufbruch der Kirche, nicht nur in Deutschland, gesetzt“. Mit seinem Fußmarsch wolle auch er ein Zeichen setzen, so Koltermann.
Marx hatte vergangenen Freitag wegen der Missbrauchskrise Papst Franziskus seinen Rücktritt angeboten. Dabei wird auch dem Münchner Kardinal selbst angelastet, Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen gemacht zu haben. Auch der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sieht sich mit solchen Vorwürfen konfrontiert. Der Druck auf ihn hat sich erhöht. Bisher lehnte er Rücktrittsforderungen jedoch ab. Koltermann hatte Ende vergangenen Jahres als bislang einziger Priester des Erzbistums Köln öffentlich den Amtsverzicht von Woelki verlangt. Wegen der Debatte um die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln und der entstandenen Vertrauenskrise prüfen derzeit zwei Gesandte des Papstes die Vorgänge in Deutschlands mitgliederstärksten Diözese.
Menschenkette um die Kathedrale
Der rund 30 Kilometer lange Fußmarsch beginnt laut Koltermann am Samstag um 7 Uhr an der Wallfahrtskirche Sankt Pankratius in Nievenheim. Nach etwa acht Stunden solle die Gruppe am Kölner Dom ankommen. Abstands- und Hygieneregeln würden eingehalten, so der Pfarrer. Sein Traum wäre, dass sich abschließend eine Menschenkette um die weltberühmte Kathedrale bildet, die das Lied „Großer Gott, wir loben dich“ singe.
Der Dormagener Pfarrer hatte in der „Neuß-Grevenbroicher Zeitung“ Äußerungen Woelkis während der Christmette im Kölner Dom kritisiert und dessen Rücktritt gefordert. Der Kardinal hatte Gläubige und Betroffene sexualisierter Gewalt um Verzeihung dafür gebeten, dass sie in den vergangenen Wochen Kritik an der Nichtveröffentlichung eines Missbrauchsgutachtens für die Erzdiözese Köln und an seiner Person hätten ertragen müssen. In diesen Worten, erklärte Koltermann, könne er keine Reue Woelkis erkennen: „Damit wurde nun noch restlich vorhandene Glaubwürdigkeit verspielt.“
Pfarrer verteidigt sich gegen Vorwurf
Nach seiner Kritik sah sich Koltermann mit dem Vorwurf des Erzbistums konfrontiert ein „öffentliches Eintreten gegen die Katholische Kirche, das Erzbistum Köln oder dessen Amtsträger“ sei nicht mit den Loyalitätspflichten im Seelsorgedienst vereinbar sei. Die „möglicherweise schwerwiegenden Verstöße“ könnten „Maßnahmen nach sich ziehen“. Medienberichten zufolge verlangte Personalchef Kolb von dem Pfarrer eine schriftliche Stellungnahme, die zur Personalakte genommen werde. In seiner Antwort wies Koltermann die gegen ihn erhobene „unbelegte“ Anschuldigung zurück, er habe sich gegen die Kirche gewandt und ihr geschadet.