Marx: Manches Kirchen-Gehabe vorüber

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sieht die katholische Kirche im Wandel. „Ist nicht manches an der Sozialgestalt der Kirche vorüber?
München – Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sieht die katholische Kirche im Wandel. "Ist nicht manches an der Sozialgestalt der Kirche vorüber?", sagte Marx am Sonntag im Münchner Liebfrauendom beim Bennofest zu Ehren des Stadtpatrons. "Nicht das Evangelium, nicht der Einsatz für die Kranken, nicht der Einsatz für den Nächsten, nicht die Feier der Eucharistie. Aber manches an Gehabe und an Selbstbewusstsein, das auf die Institution und auf die Macht und auf den Einfluss ausgerichtet ist, den wir hätten oder haben wollen - all das ist vielleicht doch vorüber", so der Erzbischof von München und Freising.

Kardinal Reinhard Marx –Foto: Erzbischöfliches Ordinariat München (EOM) / Lennart Preiss

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sieht die katholische Kirche im Wandel. „Ist nicht manches an der Sozialgestalt der Kirche vorüber?“, sagte Marx am Sonntag im Münchner Liebfrauendom beim Bennofest zu Ehren des Stadtpatrons. „Nicht das Evangelium, nicht der Einsatz für die Kranken, nicht der Einsatz für den Nächsten, nicht die Feier der Eucharistie. Aber manches an Gehabe und an Selbstbewusstsein, das auf die Institution und auf die Macht und auf den Einfluss ausgerichtet ist, den wir hätten oder haben wollen – all das ist vielleicht doch vorüber“, so der Erzbischof von München und Freising.

Zu seinem Rücktrittsgesuch und dessen Ablehnung durch Papst Franziskus sagte Marx: „Die Turbulenzen, das Auf und Ab des inneren Ringens und der Diskussionen der Öffentlichkeit“ hätten ihn bewegt. „Aber jetzt gilt es weiterzugehen, in der großen Hoffnung, dass wir nicht allein sind, sondern dass Er der Weg und die Wahrheit und das Leben ist.“

Marx erklärte ferner seine Äußerung aus seinem Brief an Franziskus, die Kirche sei „an einem gewissen ‚toten Punkt'“. Das sei keine Kritik, „sondern einfach nur ein Aufruf, ein Weckruf“. Der Erzbischof verwies auf den Jesuiten Alfred Delp (1907-1945), den er mit der Formulierung zitiert habe. Delp habe sie 1944 gewählt, „weil er meint, dass die Kirchen angesichts der Zeitstunde, in die sie hineingestellt sind – das war damals der Nationalsozialismus -, doch zu sehr an ihr eigenes Überleben geklammert waren, an ihre Institution, an den Betrieb, den sie nicht beschädigen wollten“.

Es habe Delp zufolge bei den Kirchen der Mut gefehlt, „auch Neues zu denken und angesichts dieser epochalen Herausforderung eine Antwort zu finden und nicht zu taktieren und zu überlegen, wie kommen wir irgendwie durch, wie überleben unsere Institutionen“. Allein: „Es gibt keine toten Punkte, die nicht zu Wendepunkten werden können – ohne Sterben keine Auferstehung, ohne Tod kein neues Leben. Das gilt manchmal auch für unser persönliches Leben, dass manches eben vorübergeht, um Neues entstehen zu lassen.“

Delp habe gefolgert, ein neuer „Aufruf zur Diakonie, zur Hinwendung zu den Menschen, zu den Verlorenen“ sei für die Kirche nötig. „Nicht neue Strukturen, nicht Reformdiskussionen, sondern eine Hinwendung zu den Menschen selbst.“ Zweite Folgerung Delps sei die Stärkung der Ökumene. Es gehe darum, dass die Kirchen „in einem größeren Miteinander das Christentum, das Evangelium in diesem Land weitersagen, mit all den Unterschiedlichkeiten, die bleiben, aber in großer Gemeinschaft“.