Am Dienstag beginnt offiziell die Ausbildung von Imamen in Deutschland, finanziert vom deutschen Staat.
Osnabrück – Am Dienstag beginnt offiziell die Ausbildung von Imamen in Deutschland, finanziert vom deutschen Staat. In einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte der Altbundespräsident und Kuratoriumsvorsitzende des „Islamkolleg Deutschland“ (IKD), Christian Wulff, die Gründung der Einrichtung sei nach dem islamischen Religionsunterricht ein „logischer weiterer Schritt“ und „neben seiner großen Bedeutung für das Land auch ein Signal an die Muslime der Anerkennung und Gleichberechtigung“.
Wulff: Im Geiste des Westfälischen Friedens
„Unabhängig ausgebildete islamische Theologinnen und Theologen für muslimische Gemeinden in Deutschland mitten unter uns in deutscher Sprache und auf dem Boden des Grundgesetzes auszubilden war längst überfällig“, sagte der CDU-Politiker. „Ich sehe, dass sich nicht nur die junge Generation in vielen Gemeinden wünscht, dass sie in Deutschland und in deutscher Sprache ausgebildete Imame und Gemeindemitarbeiterinnen hat“, zeigte sich Wulff zuversichtlich, dass die Imame auf Akzeptanz stoßen. „Es eröffnet ganz neue Möglichkeiten für Seelsorge, Öffentlichkeitsarbeit und interreligiösen Dialog.“
Er wisse, dass sich „immer mehr türkischstämmige Deutsche gegen eine übergriffige Art der Einmischung verwahren und ihren eigenen Weg gehen wollen“, sagte der frühere Bundespräsident mit Blick auf Spannungen mit der deutsch-türkischen Religionsbehörde Ditib. Sitz des IKD ist Osnabrück. „Dort hat das gute Miteinander von Christen, Muslimen und Juden eine lange Tradition, auch im Geiste des Westfälischen Friedens“, sagte Wulff.
Grüne Imamausbildung wird für Ditib große Konkurrenz
Filiz Polat, Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion für Migrations- und Integrationspolitik, bezeichnet das neue „Islamkolleg Deutschland“ als wegweisend. „Mit der finanziellen Unterstützung des Kollegs setzt der scheidende Bundesinnenminister nach seinem missglückten Start zu Beginn der Legislaturperiode ein wichtiges Signal in die muslimische Community“, sagte Polat, die seit Februar Mitglied im Kuratorium der neuen Ausbildungsstätte für muslimische Geistliche ist, der Zeitung in Richtung von Innenminister Horst Seehofer (CSU). „Der Start ist ein großer Schritt in Richtung einer eigenständigen, von den Herkunftsstaaten unabhängigen Ausbildung von Imamen in Deutschland.“
Schon jetzt gebe es zahlreiche Anfragen aus dem EU-Ausland zu dem Projekt, so Polat. Mit Blick auf den türkisch-islamischen Verband Ditib, der kürzlich ein eigenes Ausbildungszentrum in der Eifel gegründet hatte, sagte Polat: „Für die Ditib wird das Projekt in Osnabrück eine große Konkurrenz sein.“