Papst Franziskus hat den Präsidenten des EU-Parlaments, David Sassoli (65), am Samstag in Audienz empfangen. Das teilte der Vatikan ohne Nennung von Details mit.
Vatikanstadt – Papst Franziskus hat den Präsidenten des EU-Parlaments, David Sassoli (65), am Samstag in Audienz empfangen. Das teilte der Vatikan ohne Nennung von Details mit. Sassoli erklärte via Twitter, dass es bei dem Gespräch vor allem um den Schutz der Schwächsten in der Gesellschaft gegangen sei. Nur wenn die soziale Ungleichheit abgebaut werde, könne Europa die Corona-Krise erfolgreich überwinden.
Gegenüber italienischen Medien ergänzte der Politiker im Anschluss an die „sehr wichtige“ Begegnung, dass außerdem über das Schicksal der Bootsmigranten im Mittelmeer gesprochen worden sei. „Ein Europa, das die Menschen auf See nicht rettet und sie dem Tod überlässt, rettet die Menschheit nicht“, betonte der Parlamentspräsident.
Laut einer EU-Mitteilung traf sich Sassoli auch zu einer Unterredung mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und dem Außenbeauftragten, Erzbischof Paul Richard Gallagher. Dabei sei es um die Lage im Mittelmeerraum, in Afrika sowie um die EU-Osterweiterung gegangen. Ein besonderer Schwerpunkt lag den Angaben zufolge auf den europäischen Bemühungen, armen Ländern in aller Welt ausreichend Corona-Impfstoff zur Verfügung zu stellen.
Ein Sprecher Sassolis hatte im Vorfeld des Rom-Besuchs darauf verwiesen, dass sich der Italiener häufig auf die Papst-Enzyklika „Fratelli tutti“ beziehe. Das im vergangenen Oktober veröffentlichte Lehrschreiben von Franziskus wirbt für Solidarität auf allen gesellschaftlichen Ebenen.
Das Treffen im Vatikan fand vor einem brisanten politischen Hintergrund statt. Am Donnerstag hatte das Europaparlament eine umstrittene Resolution zu Frauenrechten und Abtreibung verabschiedet. Darin werden die EU-Staaten aufgefordert, Frauen sichere und legale Abtreibungen zu ermöglichen. Ein absolutes Verbot oder die Verweigerung einer entsprechenden medizinischen Betreuung sei „eine Form von geschlechtsspezifischer Gewalt“. Lebenschutzorganisationen und Kirchenvertreter reagierten empört. Die Deutsche Bischofskonferenz und die EU-Bischofskommission COMECE hatten den Vorstoß in den vergangenen Tagen ebenfalls kritisiert.
Es war das erste Mal, dass Sassoli in seinem Amt als EU-Parlamentspräsident mit dem Kirchenoberhaupt zu einem Gespräch zusammentraf. Im November 2014 hatte der Sozialdemokrat noch als Vizepräsident des Parlaments Franziskus bei dessen Besuch in Straßburg willkommen geheißen. Damals rief das Kirchenoberhaupt in einem engagierten Plädoyer dazu auf, Europa müsse die christlichen Wurzeln seiner Identität wiederentdecken.