Bischof Jung bei Gedenkfeier: Ohnmacht aushalten

Vertreter von Religion und Politik haben am Sonntag bei einer Gedenkfeier im Würzburger Kiliansdom der Opfer der Messerattacke gedacht.
Vertreter von Religion und Politik haben am Sonntag bei einer Gedenkfeier im Würzburger Kiliansdom der Opfer der Messerattacke gedacht.

Bischof Franz Jung (Foto: Pressestelle Bistum Speyer)

Vertreter von Religion und Politik haben am Sonntag bei einer Gedenkfeier im Würzburger Kiliansdom der Opfer der Messerattacke gedacht. Dabei dankte Würzburgs katholischer Bischof Franz Jung allen Nothelfern vom Freitag und sagte: „Mit einem Schlag wurde uns wieder ins Bewusstsein gerufen, wie brüchig unsere scheinbare Normalität ist. Statt in ein ruhiges Wochenende überzuleiten, riss der letzte Freitagabend uns aus unserer Ruhe heraus, bescherte uns Stunden quälender Ungewissheit und hinterließ uns in Schockstarre und Angst.“

Die daraus resultierende Hilflosigkeit zeige die Endlichkeit des Menschen, so Jung. „Gerade in dieser Hilflosigkeit wollen wir heute einfach Präsenz zeigen. Wir wollen aushalten. Aushalten unsere eigene Ohnmacht. Aushalten bei den Angehörigen der Toten und Verletzten, denen unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme gilt in dieser so schweren Stunde.“

Man suche nun nach Erklärungen für das Geschehen und finde sie nicht. „Und selbst wenn es Erklärungen gäbe, und selbst wenn wir den Tathergang aufklären könnten, so bliebe doch immer noch offen, warum es genau diese drei Frauen und diese Verletzten getroffen hat“, sagte der Bischof. Das Irrationale mache Angst. „Es erschüttert unser Vertrauen in andere Menschen. Es erschüttert unser Vertrauen in eine stabile Ordnung menschlichen Zusammenlebens.“ Er wolle „bitten um Frieden und Versöhnung angesichts der erfahrenen Schrecken. Denn nur so wird nach den Tagen der Trauer ein Neuanfang möglich werden, über dem der Segen Gottes liegt“, ergänzte Jung. Als Teilnehmer der Trauerfeier waren zudem Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sowie evangelische und muslimische Vertreter angekündigt.

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, ist nach eigenen Worten „schockiert und erschüttert“ angesichts der Messerattacke von Würzburg. „Ich hoffe, dass ganz unabhängig vom genauen Motiv des Angreifers alles getan wird, um solche Exzesse in Zukunft so weit wie möglich zu verhindern. Der öffentliche Raum muss ein sicherer Raum bleiben“, teilte Knobloch am Sonntag in München mit.

Knobloch führte aus: „Menschen, die lediglich ihrem Alltag nachgehen wollten, wurden mitten in der Stadt Opfer einer brutalen Attacke, und nur durch das Eingreifen mutiger Bürger konnte noch Schlimmeres verhindert werden. Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen, allen Verletzten wünsche ich schnelle und umfassende Genesung.“ Sie sei „froh und dankbar, dass es Menschen gab, die sich dem Täter mutig und selbstlos in den Weg gestellt haben“, so die früherer Präsidentin des Zentralrats der Juden weiter.

Bei der Tat am Freitagnachmittag nahe des zentralen Würzburger Barbarossa-Platzes wurden drei Frauen getötet und mehrere Menschen teils schwer verletzt. Der Angreifer wurde per Beinschuss gestoppt, er ist in Haft. Den Ermittlern zufolge befindet sich der 24-jährige Somalier im Rahmen eines Asylverfahrens legal in Deutschland. Er sei schon früher durch Gewaltbereitschaft aufgefallen und psychiatrisch behandelt worden. Zeugen zufolge rief der Mann während der Attacke „Allahu akbar“ („Gott ist größer“). Gegenüber Beamten sei zudem der Begriff „Dschihad“ gefallen.

kna