Eine Debatte über die gesellschaftlichen und ethischen Folgen von automatisierten Entscheidungen fordert die katholische Theologin Katharina Klöcker.
Bochum – Eine Debatte über die gesellschaftlichen und ethischen Folgen von automatisierten Entscheidungen fordert die katholische Theologin Katharina Klöcker. Algorithmen seien in fast alle gesellschaftlichen Bereiche vorgedrungen, schreibt die Bochumer Professorin für Theologische Ethik in einem Beitrag für die Zeitschrift „Herder Korrespondenz“ (Juli). Als Beispiele nennt Klöcker Entscheidungen über priorisierte Behandlungen im Gesundheitswesen, Algorithmen zur Ermittlung von Kreditwürdigkeit oder computergestützte Entscheidungen über Einladungen zu Vorstellungsgesprächen.
Durch das Vordringen von Algorithmen wachse die Gefahr ungerechter und intransparenter Entscheidungen, so Klöcker. Weil automatisierte Entscheidungsfindungen von außen häufig kaum durchschaubar seien, könnten sie leicht manipuliert werden. Letztlich werde einer Entscheidungskultur der Weg bereitet, bei der nur das „Effizienz- und Nutzenkalkül“ zähle.
Zugleich werde zunehmend unklar, ob Maschinen oder der Mensch moralische Entscheidungen träfen, so die Theologin. „In einer immer komplexer werdenden Welt, in der schwierige moralische Entscheidungen zu treffen sind, stellen Algorithmen nicht nur hocheffiziente und kostenreduzierende, sondern auch willkommene Entlastungsmöglichkeiten dar.“ Insofern sei keineswegs sicher, dass die von der Digitalisierung versprochene Optimierung „die Welt tatsächlich zu einem besseren Ort macht“.
In den dringend nötigen gesellschaftlichen und ethischen Debatten zum Einsatz von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz sieht Klöcker die Theologie gefragt. „Die Frage, warum der Mensch nicht auf das reduziert werden kann und darf, was sich durch Algorithmen berechnen lässt, kann dem anthropologischen Kernanliegen der Theologie im Digitalzeitalter jedenfalls neue Sprungkraft verleihen.“