Aachen – Der Aachener Bischof Helmut Dieser hat seine Forderung nach einer Reform der katholischen Sexualmoral bekräftigt. „Ich möchte aus der extremen Defensive, der Gefahr der Ghettoisierung der Kirche und des Rückzugs heraus“, sagte er im Interview der Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Sonntag) in Osnabrück. „Wir müssen es schaffen, Menschen zu zeigen, dass dieser Glaube ein Plus ins Leben bringt.“
Der Dialog mit den Menschen dürfe nicht daran scheitern, „dass sie mal gehört haben, dass die Kirche Homosexuelle diskriminiert“, so Dieser. Mit Blick auf die derzeit von der Amtskirche verbotene Segnung homosexueller Paare erklärte er: „Wir brauchen den Anstoß für eine Weiterentwicklung der Lehre.“ Dieser leitet beim 2019 gestarteten Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland, dem Synodalen Weg, ein Forum zum Thema Sexualität und Partnerschaft.
Hoffnung auf Segensfeiern für homosexuelle Paare
Die Co-Vorsitzende des Forums, Birgit Mock, hofft darauf, dass am Ende der Beratungen eine Mehrheit für Segensfeiern für homosexuelle Paare stehe. „Ich wünsche mir, dass wir im Synodalen Weg den Mut haben, Sexualität als positive Kraft zu sehen, Menschen in ihrer Identität anzuerkennen und das auch mit Zeichen zu verbinden“, so die Vorsitzende des katholischen Hildegardis-Vereins zur Förderung von Frauen. Segensfeiern zur Gewissensentscheidung einzelner Seelsorger vor Ort zu machen, wie es derzeit Bischof Dieser und einige weitere seiner Amtskollegen in Deutschland täten, sei nicht zumutbar und reiche nicht aus.
Zugleich sprach sich Mock dafür aus, keine Entweder-Oder-, sondern Sowohl-Als-Auch-Lösungen zu finden. „Wir sollten denen, die Schritte nach vorne gehen wollen, ermöglichen, dies mit offenen Kirchentüren zu tun. Andere, die sagen, wir sind noch nicht so weit, oder das ist nicht unser Weg, sollen ein anderes Tempo gehen können.“ Dieser plädierte für „eine Buntheit und Vielfalt in den Weisen, Jesus nachzufolgen“.
Papst hat „Türen geöffnet“
Der Bischof begrüßte den von Papst Franziskus im Mai angekündigten synodalen Prozess, bei dem ab Oktober weltweit über die Zukunft der katholischen Kirche beraten werden soll. „Der Papst hat zwar nicht den roten Teppich ausgerollt, aber Türen geöffnet.“ Er lade zu synodalen Prozessen ein, erst als Teilkirchen, dann kontinental und schließlich weltkirchlich. „Das ist eine riesige Chance, dass unser Synodaler Weg in Deutschland aus einer Isolierung herausgenommen wird und wir unsere Ergebnisse einbringen können“, so Dieser.