Kardinal Marx schließt erneutes Rücktrittsgesuch nicht aus

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx (67) schließt ein erneutes Rücktrittsgesuch als Erzbischof von München und Freising nicht aus.
München - Der Münchner Kardinal Reinhard Marx (67) schließt ein erneutes Rücktrittsgesuch als Erzbischof von München und Freising nicht aus. „Wenn sich eine neue Situation ergibt oder veränderte Umstände, die meinen Dienst grundsätzlich in Frage stellen, werde ich prüfen, ob ich nicht erneut das Gespräch mit dem Heiligen Vater suchen sollte“, schreibt Marx in einem am Freitag veröffentlichten „Wort an die Gläubigen“ seines Erzbistums.

Kardinal Reinhard Marx –Foto: Erzbischöfliches Ordinariat München (EOM) / Lennart Preiss

München – Der Münchner Kardinal Reinhard Marx (67) schließt ein erneutes Rücktrittsgesuch als Erzbischof von München und Freising nicht aus. „Wenn sich eine neue Situation ergibt oder veränderte Umstände, die meinen Dienst grundsätzlich in Frage stellen, werde ich prüfen, ob ich nicht erneut das Gespräch mit dem Heiligen Vater suchen sollte“, schreibt Marx in einem am Freitag veröffentlichten „Wort an die Gläubigen“ seines Erzbistums.

„Meinen Dienst als Bischof verstehe ich nicht als ein Amt, das mir gehört und das ich verteidigen muss, sondern als einen Auftrag für die Menschen in diesem Erzbistum und als Dienst an der Einheit der Kirche“, so der Kardinal. „Sollte ich diesen Dienst nicht mehr erfüllen können, dann wäre es an der Zeit – nach Beratung mit den diözesanen Gremien und auch der Aufarbeitungskommission und dem Betroffenenbeirat – zum Wohl der Kirche zu entscheiden und meinen Amtsverzicht erneut anzubieten.“ In einem Brief vom 21. Mai hatte Marx erstmals Papst Franziskus seinen Amtsverzicht angeboten und diesen Schritt zwei Wochen später öffentlich gemacht. Am 10. Juni entschied der Papst, den Münchner Erzbischof im Amt zu belassen.

Angelegenheit nicht erledigt

In dem Text, der am Wochenende in allen Kirchen des Erzbistums verlesen werden soll, geht Marx noch einmal auf seine Beweggründe ein. Er nehme die überraschende Entscheidung des Papstes im Gehorsam an, damit sei die Angelegenheit für ihn aber nicht erledigt. Für ihn bleibe die Erkenntnis einschneidend, „dass im Raum der Kirche so viele Menschen Unheil und Leid erfahren haben und nach wie vor daran schwer tragen. Dazu gehört der sexuelle Missbrauch. Es ist unerlässlich und zugleich eine Herausforderung, dass wir den Opfern und Betroffenen zuhören und von ihnen lernen dürfen. Erst in jüngerer Zeit beginnen wir zu verstehen, dass und wie sehr sexueller Missbrauch und Gewalt auch Konsequenzen für das Leben von indirekt Betroffenen haben, etwa in den Familien oder auch in unseren Gemeinschaften und Pfarreien.“ Auch hier müssten Wege eines neuen Miteinanders gesucht werden.

Nach seinen Worten hat das Jahr 2010 beim Münchner Kardinal einen anhaltenden Schock hinterlassen, „dass dies Schreckliche von Amtsträgern und Mitarbeitern der Kirche geschehen ist und wir Bischöfe das möglicherweise nicht immer intensiv genug gesehen haben oder sehen wollten“. Seine Entscheidung zum Amtsverzicht habe er nach reiflicher Überlegung getroffen. Sie „sollte ein Zeichen sein, dass ich für all das persönlich und als Amtsträger Mitverantwortung übernehmen muss, denn als Bischof stehe ich für die Kirche ein, auch für das, was in der Vergangenheit geschehen ist“.

„Wir brauchen Reform und Erneuerung“

An die Gläubigen seines Erzbistums gewandt betont Marx, „dass ich immer gerne bei Ihnen und mit Ihnen unterwegs war und bin“. Deshalb sage er „mit großer Bereitschaft wieder ein neues Ja zu meinem Auftrag hier in unserem Erzbistum“. Er sei überzeugt: „Wir brauchen Reform und Erneuerung in und für die Kirche, aber wir brauchen auch den Sinn für die Einheit des Gottesvolkes, die in der Vielfalt sichtbar wird.“

kna