Der am Dienstag begonnene Vatikan-Finanzprozess wird aus Sicht des Aachener Politologen Ralph Rotte sehr lange dauern oder ganz platzen.
Köln – Der am Dienstag begonnene Vatikan-Finanzprozess wird aus Sicht des Aachener Politologen Ralph Rotte sehr lange dauern oder ganz platzen. „Und wenn er nicht platzt, dann bleibt immer dieser Beigeschmack der grundsätzlichen Legitimitätsfrage“, sagte der Professor für internationale Beziehungen an der RWTH Aachen dem Kölner Online-Portal domradio.de (Freitag).
Bereits im Vorfeld habe sich gezeigt, dass es Formfehler der Staatsanwaltschaft gebe, so Rotte. Zudem stehe der Vorwurf im Raum, dass Papst Franziskus die Prozessordnung nur für diesen Prozess geändert habe. Das zentrale Problem sei, dass der Papst im Vatikanstaat „allmächtig“ sei. Der Politologe weiter: „Vielleicht wäre es wirklich besser gewesen, über den eigenen Schatten zu springen und das der italienischen Justiz zu überlassen, die ja doch größere Erfahrungen mit zum Beispiel Mafiaprozessen hat.“
Strafprozess im Vatikan vertagt
Am Dienstag hatte der bislang größte Strafprozess im Vatikan begonnen und wurde nach dem ersten Tag – auch mangels Zugang zu Beweismaterialien für die Verteidiger – auf Oktober vertagt. Unter den zehn Angeklagten ist erstmals auch ein Kardinal, Giovanni Angelo Becciu. Ihm und den anderen Angeklagten werden unter anderem Amtsmissbrauch, Veruntreuung, aber auch Erpressung und Korruption vorgeworfen.
Im Kern geht es um für den Vatikan hoch verlustreiche Investitionen, Deals und Provisionen rund um eine Londoner Immobilie. Erst im April hatte Franziskus per Dekret das Strafprozessrecht des Vatikanstaates so geändert, dass nun auch Kardinäle von Laien gerichtet werden können und nicht mehr nur durch andere Kardinäle oder den Papst.