Politik und Kirchen erinnern in Berlin an den Mauerbau vor 60 Jahren.
Berlin – Politik und Kirchen haben am Freitag in Berlin an den Bau der Mauer vor 60 Jahren erinnert. Damit verbunden sei eine bleibende Herausforderung, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der zentralen Gedenkveranstaltung am 60. Jahrestag des Mauerbaus. „Freiheit und Demokratie sind nie naturgegeben, und nie ein für alle Mal erreicht. Freiheit und Demokratie müssen erkämpft, dann aber auch geschützt, verteidigt und erhalten werden.“ Sie brauchten „entschiedenes Engagement und Leidenschaft“. Dies fange mit der Beteiligung an demokratischen Wahlen an, mahnte Steinmeier mit Blick auf die Bundestagswahl am 26. September.
Am 13. August 1961 begann der Bau der Berliner Mauer. 28 Jahre lang trennte sie die Stadt in Ost und West. Mindestens 140 Menschen starben allein an der innerstädtischen Grenze. „Wenn wir am 9. November den Fall der Mauer feiern, den Frühling mitten im kalten Herbst, dann müssen wir auch des 13. August gedenken, des Beginns einer Eiszeit mitten im Sommer“, betonte Steinmeier.
Der Bau der Mauer sei „Zeugnis eines hoffnungslosen Scheiterns“ gewesen. „Die Mauer war das unübersehbare Zeichen eines Unrechtsstaates, der in den Augen seiner eigenen Bürgerinnen und Bürger weder souverän noch legitim war“, sagte Steinmeier. Im Grunde sei er der Anfang vom Ende gewesen – das allerdings noch allzu lange auf sich habe warten lassen. „In diesen achtundzwanzig Jahren hat die Mauer unendlich viel Leid über die Menschen gebracht.“
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte, die DDR-Führung habe die Mauer bis in die 1980er-Jahre hinein „zu einem Bauwerk von schier unüberwindlicher Monstrosität“ perfektioniert. Viele, die versucht hätten, sie zu überwinden, hätten ihren Freiheitswillen mit dem Leben bezahlt. „Wir dürfen nicht vergessen, dass Berlins Freiheit hart erkämpft und immer wieder verteidigt werden musste“, mahnte Müller. Er appellierte daran, nicht zuzulassen, „dass Populisten, DDR-Nostalgiker und -Schönfärber Diktatur und Unterdrückung verklären oder instrumentalisieren“.
Ein Aufruf für heute
Der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch bezeichnete die Mauertoten als Vorbild für Tatkraft gegen Unterdrückung und Unrecht. „All diese Menschen haben nicht kapituliert angesichts der Ohnmachtserfahrung“, erklärte er. Dies sei „ein Aufruf für uns heute, um alles in unserer Macht stehende zu tun, dass Menschen – in welcher Situation auch immer – nicht ohnmächtig der Gewalt ihrer Mitmenschen ausgesetzt sein dürfen und dass wir alles gegen Situationen tun müssen, die menschliches Leben zerstören und menschliche Lebensentfaltung verhindern.“
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, äußerte sich dankbar über mehr als 30 Jahre deutscher Einheit. „Der 13. August 1961 war ein schwarzer Tag. Es war ein Sonntag, der von Stacheldraht ziehenden Streitkräften der DDR entheiligt wurde“, sagte er. „Freundschaften und verwandtschaftliche Beziehungen wurden durchschnitten. Aus den Straßensperren in Berlin wurde eine Mauer, die für die Ewigkeit gemacht schien. Dass es 1989 anders kam, macht mich heute noch glücklich.“
KNA