Ein hoher Diplomat der Vatikan-Botschaft in Israel hat zwei verlassene und später gesprengte arabische Christendörfer besucht. Deren Bewohner kämpfen seit über 70 Jahren für ihr Rückkehrrecht.
Jerusalem – Ein hoher Vertreter der Vatikan-Botschaft in Israel hat zwei verlassene und später gesprengte arabische Christendörfer besucht. Deren Bewohner kämpfen seit über 70 Jahren für ihr Rückkehrrecht. Prälat Tomasz Grysa habe sich von Bewohnern und Nachkommen der Orte Ikrit und Biram an der Grenze zum Libanon über ihren Rechtsstreit informieren lassen, berichtet das Lateinische Patriarchat von Jerusalem.
Sie hatten sich zuvor wiederholt an die Nuntiatur in Israel und den Heiligen Stuhl mit der Bitte um diplomatische Intervention gewandt. Grysa wurde vom Melkitischen Erzbischof von Akko, Youssef Matta, und dem israelischen Parlamentarier Sami Abu Shou Shahadeh begleitet.
Die von Melkiten und von Maroniten bewohnten Dörfer waren während des israelisch-arabischen Krieges 1948 von israelischen Soldaten zur vorübergehenden Räumung aufgefordert worden. Die schriftlich zugesagte Rückkehr – die Bewohner hatten sich zuvor neutral verhalten – wurde ihnen jedoch verwehrt. Zu Beginn der 50er Jahre wurden beide Orte zerstört, nur die jeweiligen Kirchen wurden verschont und blieben weitgehend intakt. Die Region ist jetzt als Nationalpark ausgewiesen.
Diplomat startet Besuch mit Gebet
Grysa habe seinen Besuch jeweils mit einem Gebet in den Kirchen begonnen, die bis heute an Sonn- und Feiertagen Ziele der Christen der Region sind. „Wir werden diese wichtige Angelegenheit weiter verfolgen“, schrieb der Abgeordnete Shahadeh laut Mitteilung des Patriarchats auf Facebook. „Wir werden auf lokaler und internationaler Ebene unser Bestes tun, um die Rechte und Gerechtigkeit für die Familien der Dörfer wiederherzustellen, deren Kampf ihre Fälle auf der lokalen und internationalen Agenda gehalten hat“.
Nach der Evakuierung von Ikrit und Biram wurden die Bewohner in Nachbardörfer sowie in Haifa angesiedelt oder in Flüchtlingslager im Libanon gebracht. Die Christen brachten ihren Fall vor den Obersten Gerichtshof Israels. Im Fall von Ikrit entschied das Gericht im Juli 1951, dass ihre Ausweisung rechtswidrig war und ordnete an, dass sie in ihre Häuser zurückkehren dürfen. Im Juli 1952 wurde die gleiche Entscheidung zugunsten der Einwohner von Biram getroffen.
Trotzdem zerstörten israelische Truppen die beiden Ortschaften, mit Ausnahmen der Kirchen. 2003 legte die Bevölkerung von Ikrit beim Obersten Gericht Berufung ein, doch ihr Antrag wurde abgewiesen. Israel fürchtet, die beiden Dörfer könnten zu Präzedenzfällen für ein Rückkehrrecht der Palästinenser werden. Für Ikrit und Biram zieht das Argument jedoch nicht, da die Bewohner zum Zeitpunkt der Vertreibung bereits israelische Staatsbürger waren.
KNA