Zentraler Gedenkakt für Opfer der Flut

Deutschland trauert gemeinsam – schon zum zweiten Mal in diesem Jahr: Im April die zentrale Gedenkfeier in Berlin für die Opfer der Corona-Pandemie. Und nun am 28. August ein ökumenischer Gottesdienst mit anschließender Rede des Bundespräsidenten für die Opfer der Flutkatastrophe im Aachener Dom.
Deutschland trauert gemeinsam - schon zum zweiten Mal in diesem Jahr: Im April die zentrale Gedenkfeier in Berlin für die Opfer der Corona-Pandemie. Und nun am 28. August ein ökumenischer Gottesdienst mit anschließender Rede des Bundespräsidenten für die Opfer der Flutkatastrophe im Aachener Dom. Ein repräsentativer und symbolischer Ort mitten in Europa. Denn Aachen liegt nicht nur inmitten der westdeutschen Regionen, die vom Hochwasser Mitte Juli besonders betroffen waren. Auch in den direkt angrenzenden Nachbarregionen von Belgien, den Niederlanden und Luxemburg gab es Todesopfer. Repräsentanten der Nachbarländer werden deshalb in den Dom kommen.

Der Aachener Dom. (Symbolfoto: Sofie Layla Thal/Pixabay)

Deutschland trauert gemeinsam – schon zum zweiten Mal in diesem Jahr: Im April die zentrale Gedenkfeier in Berlin für die Opfer der Corona-Pandemie. Und nun am 28. August ein ökumenischer Gottesdienst mit anschließender Rede des Bundespräsidenten für die Opfer der Flutkatastrophe im Aachener Dom. Ein repräsentativer und symbolischer Ort mitten in Europa. Denn Aachen liegt nicht nur inmitten der westdeutschen Regionen, die vom Hochwasser Mitte Juli besonders betroffen waren. Auch in den direkt angrenzenden Nachbarregionen von Belgien, den Niederlanden und Luxemburg gab es Todesopfer. Repräsentanten der Nachbarländer werden deshalb in den Dom kommen.

Die Initiative zur Gedenkfeier ging von den Kirchen aus – von evangelischer und katholischer sowie den in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) zusammengeschlossenen Kirchen. Gestaltet wird der ökumenische Gottesdienst, der ab 10 Uhr live im ZDF übertragen wird, vom Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, dem Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, dem Vorsitzenden der ACK, Erzpriester Radu Constantin Miron, sowie Vertretern von Judentum und Islam.

Erneut treffen kirchliches und staatliches Opfergedenken aufeinander. Die gesamte Staatsspitze ist dabei: Im Anschluss an den Gottesdienst – die Trennung von Staat und Kirche beachtend – wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier von einem eigenen Pult aus im Dom eine Ansprache halten. Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ihre Teilnahme zugesagt, ebenfalls geladen sind die Spitzen von Bundesrat, Bundestag und Bundesverfassungsgericht. Dazu Malu Dreyer (SPD) und Armin Laschet (CDU) als Ministerpräsidenten der beiden besonders betroffenen Bundesländer. Zu Wort kommen sollen auch Betroffene der Flutkatastrophe, Helferinnen und Helfer sowie Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger.

Die Feier fällt in eine Phase, in der die akute Nothilfe vielfach abgeschlossen ist. Doch der Alltag wird nicht leichter, wenn Schlamm und Müll weggeräumt sind. „Wir rechnen mit einer Welle traumatisierter Menschen“, sagt etwa der Vorsitzende des Deutschen Psychotherapeuten-Netzwerks (DPNW), Dieter Adler. „Diese wird kommen, wenn das Adrenalin gesunken ist und die Betroffenen sich der mittelbaren Schäden bewusst werden.“

Die Kirchen wollen deshalb einerseits der Trauer über die rund 190 Toten Ausdruck geben, andererseits aber auch Mut machen und die große Solidarität würdigen. „Die Flutkatastrophe hat Menschenleben ausgelöscht und Existenzen zerstört. Die vielen Toten, die Trauernden und alle, die jetzt vor den Trümmern ihrer Existenz stehen, sollen nicht vergessen sein. Im Gottesdienst wollen wir sie vor Gott bringen und ihn um seinen Beistand und Trost bitten“, erklärten Bedford-Strohm und Bätzing im Vorfeld. Zugleich betonen sie: „Wir sind überwältigt von der Hilfe und Solidarität, die die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland und gerade auch aus dem Ausland den Menschen in den Flutgebieten entgegenbringen. Dafür wollen wir Gott danken.“

Auch Steinmeier hatte bei einem Besuch in der Katastrophenregion am 17. Juli erklärt, gerade wenn die furchtbaren Bilder der Flut nicht mehr die Nachrichten beherrschten, seien die Menschen auf fortgesetzte Unterstützung angewiesen.

Aus der Sicht des Erfurter katholischen Liturgiewissenschaftlers Benedikt Kranemann sind zentrale Gedenkakte mit Spitzenvertretern aus Politik und Religionsgemeinschaften wichtig für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Kranemann, der über die öffentliche Trauer- und Gedächtniskultur nach Großkatastrophen wie dem ICE-Unfall von Eschede, dem Tsunami oder dem Unglück bei der Loveparade in Duisburg forscht, betont, dass auch in einer multikulturellen und religiös pluralen Gesellschaft Menschen nach Wegen suchten, mit solchen Krisen umzugehen. Sie hätten das Anliegen, „das eigene kritische Fragen nicht zu unterdrücken, aber auch die Hoffnung nicht aufzugeben“, betont er. Gottesdienste sollten in Krisenzeiten vor allem Lebensmut schenken: „Sie sollen nicht Vertröstung, sondern Trost und Perspektive geben.“

Auch Notfallseelsorger Marco Limberger weiß von vielen Begegnungen im Ahrtal, dass der Glaube für viele Betroffene ein Halteseil im Chaos sein kann. In vielen Orten gebe es Stellen der Erinnerung; etwa selbst gezimmerte Holzkreuze an einer Bushaltestelle, sagte der katholische Notfallseelsorger der ökumenischen Notfallseelsorge Bonn der Verlagsgruppe Bistumspresse in Osnabrück. Ein älterer Mann habe ihm erzählt, dass er mit Gott schimpfe, warum das passieren konnte. Den zentralen Gottesdienst im Aachener Dom begrüßt der Notfallseelsorger als Zeichen der Solidarität. Er zeige den Menschen: „Ihr seid nicht vergessen.“

Von Christoph Arens (KNA)