Papst-Zeitung kritisiert westliches Versagen in Afghanistan

Angesichts der Krise in Afghanistan hat die Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ den westlichen Staaten Kurzsichtigkeit vorgeworfen.
Papst-Zeitung kritisiert westliches Versagen in Afghanistan Vatikanstadt – Angesichts der Krise in Afghanistan hat die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" den westlichen Staaten Kurzsichtigkeit vorgeworfen. Gleichzeitig forderte das Blatt des Papstes in einem Leitartikel am Donnerstag schnelle Hilfe für Flüchtlinge und gefährdete Personen.

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Angesichts der Krise in Afghanistan hat die Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ den westlichen Staaten Kurzsichtigkeit vorgeworfen. Gleichzeitig forderte das Blatt des Papstes in einem Leitartikel am Donnerstag schnelle Hilfe für Flüchtlinge und gefährdete Personen.

Es sei „erstaunlich, dass man sich vor der Entscheidung, das Land zu verlassen, ein ähnliches, vorhersehbares Szenario nicht ausgemalt und nichts getan hat, um es zu vermeiden“, schrieb Gaetano Vallini von der Chefredaktion der italienischen Tagesausgabe. Noch schlimmer wäre es, wenn der Truppenabzug „in Kenntnis der dramatischen Folgen getroffen worden wäre“.

Daher müsse die internationale Gemeinschaft jetzt umgehend Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, „dass die Situation afghanischer Flüchtlinge nicht zu einer neuen katastrophalen humanitären Notlage wird“. Diejenigen Mächte, die im Land in den vergangenen Jahrzehnten besonders stark engagiert waren, sollten nun „in kürzester Zeit konkrete Unterstützungs- und Aufnahmeaktionen planen“.

In den Fällen, wo dies in Nachbarregionen Afghanistans geschehen soll, muss laut dem Kommentar auf jeden Fall verhindert werden, dass Situationen wie in Libyen entstehen. Keinesfalls dürften neue Flüchtlingslager zu Ghettos und Freizonen für Banden und lokale Warlords werden. Stattdessen sollten humanitäre Korridore eingerichtet und eine direkte Aufnahme auf eigenem Territorium arrangiert werden.

Rückführungen nach Afghanistan sind laut „Osservatore“ derzeit auszusetzen. Für die am meisten gefährdeten Personen, die noch im Land sind, gelte es, auch in Verhandlungen mit den Taliban irgendeine Form der Ausreise zu organisieren. Dass in Europa die Positionen zu einer Aufnahme erneut alles andere als einig sind, erschwere die dringend nötige Aufgabe, so Vallini.