Caritas und Malteser: Millionen für Flutopfer

Von der Flut betroffene Menschen in NRW haben laut der dortigen Caritas in den vergangenen vier Wochen insgesamt bereits einen Betrag in Millionenhöhe von dem kirchlichen Hilfswerk erhalten.

"Düsseldorf

Düsseldorf  Einen Monat nach der verheerenden Flut läuft die Hilfe der Caritas in NRW auf Hochtouren. Zwei Millionen Euro hatte Caritas international an Soforthilfen zur Verfügung gestellt, jetzt erhalten die betroffenen Diözesancaritasverbände weitere 15 Millionen Euro. Neben der finanziellen Unterstützung zeigt sich immer deutlicher der Bedarf an psychosozialen Angeboten. Obwohl die Verbände und ihre Mitarbeitenden teilweise selbst von der Flut betroffen sind, nehmen sie in großem Umfang Anträge auf Hilfe an und beraten.

Die Verbände der Caritas im Erzbistum Köln, wozu auch die Fachverbände SkF und SKM gehören, haben bislang insgesamt mehr als 820.000 Euro an Betroffene der Hochwasserkatastrophe vor vier Wochen ausgezahlt. „Wir wissen um die enorme Not der Menschen, die von der Flut betroffen sind. Wir setzen alles daran, dass die eingegangenen Spenden den Menschen so schnell wie möglich zugehen.

Caritas bietet auch Hilfen wie psychosoziale Beratung an

Die Verbände der Caritas vor Ort werden darüber hinaus weitere Hilfen, etwa psychosoziale Beratung, anbieten“, so Dr. Helmut Loggen, Verwaltungsdirektor des Diözesan-Caritasverbandes für das Erzbistum Köln. Besonders von der Flut betroffen sind die Regionen Euskirchen, Wuppertal / Solingen, der Rhein-Erft- sowie der Rhein-Sieg-Kreis. Mehr als 500 Anträge auf Unterstützungsleistungen seien bereits bearbeitet. Rund 600.000 Euro konnten aus dem Spendentopf von Caritas international ausgezahlt werden, über „NRW hilft“ flossen darüber hinaus mehr als 220.000 Euro an Betroffene der Hochwasserkatastrophe im Erzbistum Köln.

„Wir zahlen seit Wochen bereits aus“, berichtet Roman Schlag, der die Fluthilfe im Diözesan-Caritasverband Aachen koordiniert. Rund 800 Anträge aus den örtlichen Caritasverbänden mit über einer Million Euro seien bereits bewilligt. Das umfasse sowohl Soforthilfe mit 200 Euro pro Person als auch Beträge von bis zu 5.000 Euro für Reparaturen und Wiederbeschaffung. 3,5 Millionen Euro stehen den Aachenern aus dem Gesamtaufkommen der Spenden, die auf dem zentralen Konto von Caritas international eingegangen sind, dafür insgesamt zur Verfügung.

Mit 1,5 Millionen Euro kann der Diözesan-Caritasverband Essen seine Hilfe fortsetzen, 400.000 Euro konnten bislang aus verschiedenen Spendentöpfen im Bistum über die örtlichen Caritasverbände vergeben werden. Dort wird nicht nur für die eigenen Mittel, sondern auch für Gelder aus anderen Fördertöpfen und Träger die Bedürftigkeit geprüft.

Wiederaufbau und Sozialarbeit miteinander verknüpfen

Die Caritas im Erzbistum Paderborn konnte in den allerersten Tagen und Wochen im Rahmen der dringlichen Sofort- und Haushaltsbeihilfen auf unbürokratisch zur Verfügung gestellte Bistumsmittel zurückgreifen. Sie wird jetzt 1,5 Millionen Euro von Caritas international erhalten, um vor allem in Hagen weiterhelfen zu können. Allein dort sind über 9.000 Haushalte betroffen.

Nach den laufenden Hilfen für einzelne Haushalte und Unterstützung für den Wiederaufbau plant Caritas international langfristig vor allem soziale Projekte. Bei der Elbeflut 2002 und dem Hochwasser 2013 habe sich gezeigt, „dass Wiederaufbau und Sozialarbeit miteinander verknüpft werden müssen“, sagt Oliver Müller, Leiter von Caritas international. Insgesamt sind bislang 30 Millionen Euro an Spenden eingegangen, darunter allein sieben Millionen aus dem gemeinsamen Aufruf von Caritas in NRW mit der Funke-Mediengruppe.

Deutlich zeigt sich schon in den ersten Wochen nach der Flut, wie notwendig die psychosozialen Hilfen sein werden. Die Erziehungs- und Familienberatung der Caritas Erftstadt beobachtet schwere Belastungen gerade bei jüngeren Kindern. Während ältere Kinder bei den Aufräumarbeiten helfen könnten, ständen die jüngeren hilflos daneben und hätten auch noch nicht das Verständnis für das Ausmaß der Katastrophe. „Kinder übernehmen dann viele Sorgen der Erwachsenen und belasten sich damit“, beobachtet die Leiterin der Beratungsstelle, Dr. Britta Schmitz.

Malteser wollen 7 Millionen Euro für Flutgebiete bereitstellen

Der Malteser Hilfsdienst plant langfristige Hilfen zur Beratung und Trauma-Aufarbeitung in den Hochwassergebieten. Knapp einen Monat nach der Flutkatastrophe bereiten die Malteser nach Angaben vom Mittwoch finanzielle Soforthilfen in Höhe von insgesamt 7 Millionen Euro vor.

„NRW und Rheinland-Pfalz werden jeweils 3 Millionen Euro als Soforthilfen zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus werden 1 Millionen Euro für Bedürfnisse vor Ort aufgewendet wie Stromaggregate, Bautrockner, Baustrahler, Hochdruckreiniger, Werkzeug und Erste-Hilfe-Material – das was die Menschen unmittelbar benötigen“, so der Koordinator der Fluthilfe bei den Maltesern, Ingo Radtke.

Die Soforthilfe werde als Starthilfe gewährt, um Privathaushalten bei akuten Notlagen wie der Zerstörung von Hab und Gut eine erste finanzielle Überbrückung zu ermöglichen. Dazu würden die Menschen zu einem Gespräch eingeladen, sie füllten ein kurzes Formular mit Daten zu Familie und Bankverbindung aus und versicherten, dass ihr durch die Fluterlittener Schaden bei mehr als 5.000 Euro liegt.

Beratungs- und Koordinierungsstelle

Für die Verteilung von unmittelbar benötigten Gütern, die die Malteser in der ersten Phase der Soforthilfe begonnen haben, schicken sie nach eigener Darstellung auch weiterhin Erkundungstrupps in die am meisten betroffenen Gebiete. So könnten sie in Absprache mit den Behörden und den Menschen vor Ort die spezifischen Bedarfe und notwendige Priorisierungen feststellen, erklärt Radtke. „Unsere Schwerpunkte liegen dabei derzeit im Ahrtal, in den besonders hart getroffenen Räumen Bad-Münstereifel-Euskirchen und den Gemeinden Erftstadt, Weilerswist und Rheinbach, aber auch im Raum Schleiden-Gemünd sowie Stolberg.“

Im Rahmen des Programms „Malteser Fluthilfe 2021“ bauen die Malteser unter anderem eine Beratungs- und Koordinierungsstelle zur niedrigschwelligen Beratung zu Anträgen sowie zur psychosozialen Notfallversorgung auf. „Jetzt ist die Phase der Problemlösung angesagt“, so Radtke weiter. „Wir helfen, den Schrecken aufzuarbeiten, und wir helfen dabei, Anträge zu stellen zum Ausgleich des materiellen Verlustes, der durch die Flutschäden entstanden ist. Das wird viel Zeit in Anspruch nehmen, wir müssen uns eher auf einen Marathonlauf als auf einen Sprint einstellen.“

rwm/kna