Das ZDF überträgt den ökumenischen Gottesdienst zum Gedenken an die Opfer der Flutkatastrophe in Deutschland aus dem Aachener Dom am Samstag.
Mainz – Das ZDF überträgt den ökumenischen Gottesdienst zum Gedenken an die Opfer der Flutkatastrophe in Deutschland aus dem Aachener Dom am Samstag ab 10 Uhr. Neben Religionsvertretern werden auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier anwesend sein. Im Anschluss an den Gottesdienst hält der Bundespräsident eine Ansprache, die auch Bestandteil der Liveübertragung ist, wie das ZDF am Donnerstag mitteilte.
Der Gottesdienst wird vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, und dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, zelebriert. Vertreter der jüdischen und islamischen Religionen werden auch teilnehmen.
Die vielen Toten, die Trauernden und alle, die jetzt vor den Trümmern ihrer Existenz stünden, sollten nicht vergessen sein, teilte der Sender mit. Mit der Wahl von Aachen als Ort des Gedenkens soll auch daran erinnert werden, dass die Nachbarländer Belgien, Luxemburg und die Niederlande ebenfalls von der Flutkatastrophe betroffen sind. Deutschland trauert gemeinsam – zum zweiten Mal in diesem Jahr: Im April die zentrale Gedenkfeier in Berlin für die Opfer der Corona-Pandemie. Und nun am Samstag ein ökumenischer Gottesdienst mit anschließender Rede des Bundespräsidenten für die Opfer der Flutkatastrophe im Aachener Dom.
Ein repräsentativer und symbolischer Ort mitten in Europa. Denn Aachen liegt nicht nur inmitten der westdeutschen Regionen, die vom Hochwasser Mitte Juli besonders betroffen waren. Auch in den direkt angrenzenden Nachbarregionen Belgiens, der Niederlande und Luxemburgs gab es Todesopfer. Repräsentanten der Nachbarländer und deren Kirchen, darunter auch Luxemburgs Erzbischof Jean-Claude Hollerich, werden deshalb teilnehmen.
Die Initiative zur Gedenkfeier ging von den Kirchen aus – von evangelischer und katholischer sowie der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK). Predigen werden in dem ökumenischen Gottesdienst, der ab 10 Uhr live im ZDF übertragen wird, der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. Auch der ACK-Vorsitzende, Erzpriester Radu Constantin Miron, sowie Vertreter von Judentum und Islam gestalten die Feier mit.
Erneut ergänzen sich kirchliches und staatliches Opfergedenken. Im Anschluss an den Gottesdienst – die Trennung von Staat und Kirche beachtend – wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier von einem eigenen Pult aus im Dom eine Ansprache halten. Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ihre Teilnahme zugesagt, außerdem sind die Spitzen von Bundesrat, Bundestag und Bundesverfassungsgericht, Reiner Haseloff, Wolfgang Schäuble (beide CDU) und Stephan Harbarth, dabei. Dazu Malu Dreyer (SPD) und Armin Laschet (CDU) als Ministerpräsidenten der beiden besonders betroffenen Bundesländer. Zu Wort kommen sollen auch Betroffene der Flutkatastrophe, Helferinnen und Helfer sowie Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger.
Die Feier fällt in eine Phase, in der die akute Nothilfe vielfach abgeschlossen ist. Doch der Alltag wird nicht leichter, wenn Schlamm und Müll weggeräumt sind. „Wir rechnen mit einer Welle traumatisierter Menschen“, sagt der Vorsitzende des Deutschen Psychotherapeuten-Netzwerks (DPNW), Dieter Adler. „Diese wird kommen, wenn das Adrenalin gesunken ist und die Betroffenen sich der mittelbaren Schäden bewusst werden.“
Die Kirchen wollen der Trauer über die rund 180 Toten Ausdruck geben, andererseits aber auch Mut machen und die große Solidarität würdigen. „Die vielen Toten, die Trauernden und alle, die jetzt vor den Trümmern ihrer Existenz stehen, sollen nicht vergessen sein. Im Gottesdienst wollen wir sie vor Gott bringen und ihn um seinen Beistand und Trost bitten“, erklärten Bedford-Strohm und Bätzing im Vorfeld. Zugleich betonten sie: „Wir sind überwältigt von der Hilfe und Solidarität, die die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland und gerade auch aus dem Ausland den Menschen in den Flutgebieten entgegenbringen.“
Aus Sicht des Erfurter katholischen Liturgiewissenschaftlers Benedikt Kranemann sind solche zentrale Gedenkakte wichtig für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Kranemann, der über die Trauer- und Gedächtniskultur nach Großkatastrophen wie dem ICE-Unfall von Eschede, dem Tsunami oder dem Unglück bei der Loveparade in Duisburg forscht, betont, dass auch in einer multikulturellen Gesellschaft Menschen nach Wegen suchten, mit solchen Krisen umzugehen. Gottesdienste sollten dann vor allem Lebensmut schenken: „Sie sollen nicht Vertröstung, sondern Trost und Perspektive geben.“
Auch Notfallseelsorger Marco Limberger weiß von vielen Begegnungen im Ahrtal, dass der Glaube für Betroffene ein Halteseil im Chaos sein kann. In vielen Orten gebe es Stellen der Erinnerung; etwa selbst gezimmerte Holzkreuze an einer Bushaltestelle, sagte der katholische Seelsorger der ökumenischen Notfallseelsorge Bonn der Verlagsgruppe Bistumspresse in Osnabrück. Den zentralen Gottesdienst im Aachener Dom begrüßt Limberger als Zeichen der Solidarität. Er zeige den Menschen: „Ihr seid nicht vergessen.“