Im krisengeschüttelten Erzbistum Köln haben Kardinal Rainer Maria Woelki und sein oberstes Beratungsgremium am Wochenende erste Schritte einer Annäherung gemacht.
Köln/Bonn – Im krisengeschüttelten Erzbistum Köln haben Kardinal Rainer Maria Woelki und sein oberstes Beratungsgremium am Wochenende erste Schritte einer Annäherung gemacht. Gleichzeitig wird die Kritik in Deutschlands mitgliederstärkster Diözese wieder lauter. Am Sonntag veranstalteten die Reforminitiative Maria 2.0 und weitere katholische Gruppen eine Auftaktkundgebung zu ihrem „1. Zukunftskongress“, mit dem sie einen Neubeginn im Erzbistum einfordern.
Von den rund 100 Teilnehmenden auf dem Bonner Münsterplatz trugen viele weiße Kleidung oder Schals als verbindendes Zeichen. Sie erfahre zum Teil „blankes Entsetzen über das, was in unserer Kirche an Gewalt, an Verbrechen, an Missbrauch geschieht“, sagte Gemeindereferentin Marianne Arndt als Vertreterin von Maria 2.0. „Wir sitzen bisweilen mit Verbrechern an einem Tisch und teilen das hochheilige Brot. Das macht uns entsetzt und das müssen wir verändern.“
Arndt vertritt ihre Berufsgruppe im Diözesanpastoralrat. Dieses oberste Beratungsgremium von Kardinal Woelki war am Freitag und Samstag mit dem Erzbischof zu einer Sondersitzung zusammengekommen, um Konflikte und Meinungsunterschiede auszuräumen. In einer vorangegangenen Sitzung des Rates hatte ein Großteil der Delegierten Woelki das Misstrauen bekundet, wie es aus Teilnehmerkreisen hieß.
Das Treffen wurde von einem Psychologen moderiert und verlief „ehrlich, kontrovers, intensiv“, wie das Erzbistum im Anschluss erklärte. Es sei darum gegangen, „überhaupt wieder eine Gesprächsgrundlage zwischen Bistumsleitung und Beratungsgremium und innerhalb des Diözesanpastoralrats zu finden“.
Zu den 75 Mitgliedern des Rats gehören neben den Führungskräften der Erzdiözese Vertreter von Priestern, Diakonen, Orden, pastoralen Mitarbeitenden sowie von Laien. Im Zentrum der Debatte stand den Angaben zufolge zunächst die Frage nach dem Selbstverständnis des Beratungsgremiums. Dabei seien Forderungen nach mehr Mitentscheidung deutlich formuliert worden. Andererseits sei der Beratungsauftrag des Gremiums für den Erzbischof unterstrichen worden. Der moderierte Dialog soll im Herbst fortgesetzt werden.
„Ich habe viel gelernt an diesem Wochenende und verbinde damit die Hoffnung, verlorenes Vertrauen aufzubauen und das Miteinander wieder stärker zu machen“, erklärte Woelki. Gemeindereferentin Arndt bezeichnete die Sondersitzung bei der Kundgebung in Bonn als offen und ehrlich. „Wir haben mit deutlichen Worten gesagt, es kann nur gehen, wenn wir uns verändern, wenn wir demokratischer offener, freier werden.“ Dies würde auch eingefordert.
Das Erzbistum Köln steckt seit Monaten in einer Vertrauenskrise. Neben der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle stoßen Woelkis Pläne auf Kritik, etwa 50 bis 60 Großpfarreien zu bilden. Der Kardinal erfährt auch Widerspruch, weil er Reformforderungen wie die nach der Priesterweihe für Frauen oder dem kirchlichen Segen für homosexuelle Paare ablehnt.
Im Juni waren zwei Bischöfe im Auftrag des Papstes in Köln, um eine Woche lang die Erzdiözese zu überprüfen. Sie haben Franziskus einen Bericht vorgelegt, der auf dieser Basis auch über die Zukunft von Woelki entscheiden will. Der Kardinal hat alle Rücktrittsforderungen bisher entschieden zurückgewiesen.