Katholische Reformgruppen und Frauenverbände haben an die deutschen Bischöfe appelliert, bei Kirchenreformen Flagge zu zeigen: „Wir stehen an einem Scheidepunkt.“
Fulda – Katholische Reformgruppen und Frauenverbände haben an die deutschen Bischöfe appelliert, bei Kirchenreformen Flagge zu zeigen. „Wir stehen an einem Scheidepunkt“, sagte Christian Weiser von der Initiative „Wir sind Kirche“ am Montag in Fulda am Rand der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. „Wir erleben zerfallende Machtstrukturen.“ Die geltenden Kirchenstrukturen führten in eine Sackgasse. In der kirchlichen Hierarchie sei der Angst vor Machtverfall groß.
Auch die stellvertretende Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Agnes Wuckelt, forderte die Bischöfe auf, sich deutlich zum innerkirchlichen Reformprozess des Synodalen Weges zu bekennen und Reformen nicht weiter auf die lange Bank zu schieben. Immer mehr Frauen kehrten der Kirche den Rücken, darunter auch viele ältere. Die kfd kämpfe trotzdem für Reformen, denn „es ist auch unsere Kirche, und nicht nur die Kirche der Bischöfe“.
Angelika Fromm von „Wir sind Kirche“ erklärte, es sei in einer modernen demokratischen Gesellschaft vollkommen „weltfremd und zerstörerisch“, wenn die Kirche den Frauen volle Gleichberechtigung und den Zugang zu wichtigen Ämtern untersage. Der Klerikalismus widerspreche sowohl der biblischen Botschaft als auch der Praxis der Urkirche.
Andrea Keber von der Initiative „Maria 2.0“ sagte, Kirchenobere hätten jede Glaubwürdigkeit verspielt. Sie kritisierte insbesondere, dass Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße trotz klarer Pflichtverletzungen nicht angenommen habe. „Das ist ein weiterer Schlag ins Gesicht der Betroffenen und zeigt einmal mehr, dass man nicht bereit ist, echte Verantwortung zu übernehmen.“
Susanne Ludewig vom Bundesteam von „Wir sind Kirche“ forderte Bischöfe und Priester auf, Frauen Leitungsverantwortung zu übertragen und Macht abzugeben. Sie beklagte eine „langjährige Erstarrung des kirchlichen Lehramtes“, die die Kirche in eine „immense Schieflage“ gebracht habe.
Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) forderte, dass Frauen auch beim vom Papst ausgerufenen weltweiten synodalen Prozess gleichberechtigt beteiligt werden und ein uneingeschränktes Stimmrecht haben müssten.