Die Corona-Krise hat den Spardruck im Erzbistum Köln erhöht. Das Jahr 2020 schloss Deutschlands mitgliederstärkste Diözese mit einem Defizit von 4,1 Millionen Euro ab, wie aus dem am Freitag in Köln vorgelegten Finanzbericht hervorgeht.
Köln – Die Corona-Krise hat den Spardruck im Erzbistum Köln erhöht. Das Jahr 2020 schloss Deutschlands mitgliederstärkste Diözese mit einem Defizit von 4,1 Millionen Euro ab, wie aus dem am Freitag in Köln vorgelegten Finanzbericht hervorgeht. 2019 erwirtschaftete sie noch einen Überschuss von 31,4 Millionen Euro. Das Erzbistum habe eigentlich mit einem Überschuss von 30 Millionen Euro für das vergangene Jahr geplant, sagte Finanzdirektor Gordon Sobbeck. „Diesen Puffer haben wir jetzt benötigt.“
Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit in der Corona-Krise hätten sich negativ auf die Kirchensteuer ausgewirkt, erklärte der Ökonom. Diese Einnahmen sanken verglichen mit 2019 um 4,5 Prozent auf 653,6 Millionen Euro. Die Kirchensteuer machte im vergangenen Jahr aber immer noch fast drei Viertel der Gesamterträge von 900,2 Millionen Euro aus.
Auch der Mitgliederrückgang machte sich bei der Kirchensteuer bemerkbar. 2020 lebten mit rund 1,87 Millionen Katholikinnen und Katholiken etwa 2 Prozent weniger im Erzbistum Köln als 2019. Für das laufende Jahr rechnete der Finanzdirektor mit einem „deutlich erhöhten Austrittsverhalten“, was auch der „gegenwärtigen Situation im Erzbistum“ geschuldet sei. Unter anderem die von Kardinal Rainer Maria Woelki angestoßene Missbrauchsaufarbeitung hatte zu Debatten und einer Vertrauenskrise geführt.
Auf das Erzbistum kommen voraussichtlich erhöhte Zahlungen an Missbrauchsbetroffene zu. 61 Anträge für Leistungen in Anerkennung des Leids würden derzeit geprüft, erklärte Sprecher Oliver Schillings. Im laufenden Jahr habe die Erzdiözese bereits 268.000 Euro an elf Personen gezahlt. Das entspricht rund 24.364 Euro pro Person. In den zehn Jahren zuvor waren insgesamt 750.000 Euro an 139 Menschen geleistet worden, also rund 5.396 Euro pro Kopf. Die katholische Kirche in Deutschland hatte zum 1. Januar ihr Anerkennungsverfahren geändert.
Die Kosten für zwei Aufarbeitungsgutachten sowie externe Beratungsleistungen bezifferte das Erzbistum nicht. Sie würden über ein Sondervermögen finanziert, das direkt beim Erzbischof angesiedelt sei, sagte Sobbeck. Dieser Topf sei in den 1960er-Jahren gebildet worden und speise sich aus Solidarabgaben, die Geistliche für „besondere Bedürfnisse“ des Erzbistums getätigt hätten.
Dem Finanzdirektor zufolge wird das Kirchensteueraufkommen frühestens in drei Jahren das Vor-Corona-Niveau erreichen. Gleichzeitig stiegen die Kosten. „Wir werden mit ganz hoher Sicherheit einen Rückgang der realen Finanzkraft erleben“, so der Ökonom. Für das Jahr 2022 rechnet er mit einem Defizit von etwa 30 Millionen Euro. „Eine solche Entwicklung haben wir erwartet. Allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt.“
Ende des Jahres wolle er den zuständigen Gremien im Erzbistum einen wirtschaftlichen Rahmenplan vorstellen, kündigte Sobbeck an. Dieser solle langfristig den Spielraum für die einzelnen Aufgabenbereiche festlegen. Das Erzbistum müsse seine Verwaltung verschlanken. Sparen will der Ökonom auch bei den Tagungshäusern. Für diese solle ab 2023 eine Million Euro weniger pro Jahr ausgegeben werden.