Religionsexperte: Tendenz zu „digitalen Sekten“

Nach Ansicht des Religionsexperten Michael Blume entstehen im Internet neue Formen von Gemeinschaft, durch die sich Menschen zunehmend radikalisieren.

Nach Ansicht des Religionsexperten Michael Blume entstehen im Internet neue Formen von Gemeinschaft, durch die sich Menschen zunehmend radikalisieren. „Ich spreche sogar von digitalen Sekten„, sagte er dem Kölner Online-Portal domradio.de. „Terroristen von heute gründen keine Zellen mehr und könnten keine Vereine mit sieben Mitgliedern und dem Schriftführer führen, sondern die finden wir in der Telegram-Gruppe.“

In den Gruppen im Netz würden die Menschen mit „radikalen Botschaften spielen und diese Botschaften normalisieren“, so der baden-württembergische Beauftragte gegen Antisemitismus. Käme es zu Gewalt, lehnten sie die Verantwortung ab. Menschen würden aus psychologischen, politischen und finanziellen Motiven in solche Gruppen gelockt.

Von der Justiz forderte Blume, „endlich klarer“ zu reagieren. Zudem könnten „krasse Accounts“ in den Sozialen Medien geschlossen werden. Auch müsse gegen jene Personen vorgegangen werden, die mit solchen Accounts Geld verdienen. Der Mord eines Tankstellen-Mitarbeiters in Idar-Oberstein zeige, dass „eben tatsächlich Terror und Angst“ verbreitet würden, erklärte der Religionsexperte. Hier sei der Rechtsstaat gefordert. „Ich finde, dafür ist der Rechtsstaat da, dass er Terroristen entgegentritt, auch wenn sie sich im Internet organisieren.“

kna