Experten diskutieren neue Formen der Kirchenumnutzungen

Theologen haben dafür geworben, soziale Aspekte bei einer Umnutzung von Kirchengebäuden stärker miteinzubeziehen.
Experten diskutieren neue Formen der Kirchenumnutzungen Leipzig – Theologen haben dafür geworben, soziale Aspekte bei einer Umnutzung von Kirchengebäuden stärker miteinzubeziehen. Auf einer interdisziplinären Expertentagung der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig schilderte der Organisator und Professor für Praktische Theologie, Alexander Deeg, am Montagabend, dass Umnutzungen in Kooperation mit diakonischen und sozialen Trägern gerade erst in den Blick kämen. Bislang dominierten eher kommerzielle oder kulturelle Zwecke.

Die Pfarrkirche St. Joseph in Schalke gehört auch zu jenen Kirchen, für die eine neue Nutzungsmöglichkeit gesucht wird. –Foto: Judith Lorenz

Theologen haben dafür geworben, soziale Aspekte bei einer Umnutzung von Kirchengebäuden stärker miteinzubeziehen. Auf einer interdisziplinären Expertentagung der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig schilderte der Organisator und Professor für Praktische Theologie, Alexander Deeg, am Montagabend, dass Umnutzungen in Kooperation mit diakonischen und sozialen Trägern gerade erst in den Blick kämen. Bislang dominierten eher kommerzielle oder kulturelle Zwecke.

Trendwende bei Kirchenumnutzungen?

Deeg sieht jedoch eine Trendwende: „Heute wird die Trennung von Gemeinde und diakonischen Einrichtungen oft bedauert und besonders im Blick auf die gemeinsame Orientierung am Sozialraum neu zu verknüpfen gesucht.“ Die Zusammenarbeit mit diakonischen Akteuren biete „einen interessanten Zwischenbereich“ zwischen dem Verkauf an private oder kommerzielle Nachnutzer und der Vermietung an kulturelle Akteure. Citykirchen, Gemeindezentren und Dorfkirchen könnten so zu „offenen Räumen der Gastlichkeit“, zu Schutzräumen und „Orten grenzübergreifender Gemeinschaft“ werden.

Jan Hermelink, Professor für Praktische Theologie in Göttingen, erklärte, wie Gemeindezentren vom sakralen Raum aus einen sozialen Raum öffnen können: Wichtig seien dabei eine architektonische Offenheit und Transparenz sowie ein „sozial-inklusiver Charakter“. Auch eine integrierte Nutzung des Sakralraums als Mehrzweckraum sei in diesem Rahmen möglich. Zugleich könnten dadurch religiöse Impulse in die soziale Arbeit gegeben werden. Bei der Konzeption sollte Hermelink zufolge auch immer die Frage eine Rolle spielen, welches „Bild von Kirche im Sozialraum“ das Ensemble eines kirchlichen Raums vermittele.

Überinviduelle Funktion

Hilke Rebenstorf, Referentin am Sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland, erläuterte, Citykirchen hätten neben der sozial-seelsorgerischen, lebensbegleitenden Funktion für Einzelne auch eine überindividuelle Funktion. Durch die hohe öffentliche Wahrnehmung im Stadtzentrum seien sie auch Mahnerinnen an die Stadtgesellschaft, die auf die Bedürfnisse und Nöte Benachteiligter hinwiesen. Sie zeigten soziale Brüche auf und seien doch zugleich einladend.

kna