Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat vor einem Missbrauch der Religion für politische Zwecke gewarnt. „Es besteht die Gefahr, dass Religion zum Instrument des Abgrenzens wird“, sagte Marx.
München – Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat vor einem Missbrauch der Religion für politische Zwecke gewarnt. „Es besteht die Gefahr, dass Religion zum Instrument des Abgrenzens wird“, sagte Marx am Montag bei einer interreligiösen Veranstaltung zum Monat der Weltmission in München. Er habe vor 40 Jahren nicht gedacht, dass dies in Deutschland und Europa denkbar sei, so der Kardinal. Fanatismus gebe es im Islam und im Christentum. Es müsse daher eine „Atmosphäre des Respekts“ geschaffen werden.
Es sei wichtig, dass der neutrale Staat die besonderen christlichen Traditionen Deutschlands berücksichtige, sagte Marx. Zugleich müsse er offen sein für alle Religionen, etwa auch in Form des islamischen Religionsunterrichts. Die Gesellschaft verändere sich. Während die Zahl der Christen abnehme, seien Muslime neu hinzugekommen. „Manchen macht das Angst, die vielleicht gar keine Christen sein wollen.“
Gäste aus Afrika in München
Der Erzbischof erinnerte auch an die Geschichte der Religionskriege zwischen Christen und gegen Muslime in den vergangenen Jahrhunderten. Im Dialog der Religionen gebe es „noch Luft nach oben“, stellte Marx fest. Dies gelte auch für das Erzbistum, wo auf Ebene der Pfarreien noch mehr geschehen müsse. Dabei brauche es sowohl die Begegnung im Alltag als auch einen Dialog des Glaubens.
Zuvor hatten Gäste aus dem Senegal über ihre Erfahrungen im interreligiösen Dialog berichtet. In dem westafrikanischen Land sind mehr als 90 Prozent der Menschen Muslime. Der katholische Bischof von Thies, Andre Gueye, verwies darauf, dass der Staat zwar eine laizistische Verfassung habe, aber auf die aktive Beteiligung der Religionen setze. Vor Ort im „Dialog des Lebens“ sei das Verhältnis der Religionen sehr gut. Die Begegnungen der Religionsvertreter seien hier wichtige Vorbilder.
Gleichzeitig warnte Gueye vor radikalen Einflüssen von außen, die es sowohl auf christlicher als auch muslimischer Seite gebe. Kalif Mountaga Tall erinnerte an die gegenseitigen Einladungen zu religiösen Festen, etwa an Ostern oder beim Fastenbrechen nach dem Fastenmonat Ramadan. Marx und Gueye beteten anschließend das Gebet, das beim interreligiösen Gebetstreffen mit Papst Franziskus an den Ruinen der antiken Stadt Ur im März im Irak vorgetragen wurde.
Am Sonntag wird in München der Abschluss des Monats der Weltmission begangen. Schwerpunktland der Aktion des Hilfswerks missio München unter dem Motto „Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun“ ist dieses Jahr Senegal.