Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat die „Gemeinschaft der Priester im Dienst an Integrierten Gemeinden“ aufgelöst.
Paderborn/Freiburg – Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat die „Gemeinschaft der Priester im Dienst an Integrierten Gemeinden“ aufgelöst. Er habe ein entsprechendes Aufhebungsdekret erlassen, bestätigte ein Sprecher des Erzbistums einen Bericht der Freiburger Zeitschrift Herder Korrespondenz (November). Bis zum rechtskräftigen Abschluss des kirchenrechtlichen Verfahrens könnten aber keine näheren Angaben gemacht werden.
Geistliche Manipulationen
Vor einem Jahr hatte bereits Kardinal Reinhard Marx die Katholische Integrierte Gemeinde (KIG) in seiner Erzdiözese München und Freising kirchenrechtlich aufgelöst, nachdem Prüfer Erkenntnisse über schwerwiegende Missstände innerhalb der Gruppe gewonnen hatten. Ehemalige Mitglieder schilderten geistliche Manipulationen in einem System psychischer und finanzieller Abhängigkeit. Es habe überzogene Gehorsamsforderungen, undurchsichtiges wirtschaftliches Handeln, kompromisslose Ausgrenzung von Kritikern sowie eine „unkontrollierte Machtausübung im Namen des Heiligen Geistes“ gegeben. Die KIG wies dies als „böswillige Verleumdung“ zurück.
Im Erzbistum Paderborn war die „Gemeinschaft der Priester im Dienst an Integrierten Gemeinden“ 1982 von Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt errichtet worden. Zuletzt zählte sie noch 20 mit der „Katholischen Integrierten Gemeinde“ (KIG) verbundene Geistliche, wie die „Herder Korrespondenz“ unter Berufung auf das Erzbistum berichtete.
Benedikt XVI. distanziert sich von Gemeinschaft
Die KIG entstand nach dem Zweiten Weltkrieg in München als nach eigener Darstellung „Ort für ein aufgeklärtes und unverkürztes Christentum“. 1978 sprach der damalige Münchner Erzbischof Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., die kirchliche Anerkennung aus. Im vergangenen Jahr hat sich das emeritierte Kirchenoberhaupt von der KIG distanziert. Offenbar sei er über manches in ihrem Innenleben „nicht informiert oder gar getäuscht“ worden. Der zivilrechtliche Verein „Priester im Dienst an Integrierten Gemeinden e. V.“ besteht laut „Herder Korrespondenz“ nach wie vor. Er bezeichne sich aber inzwischen als „collegium scientia e. V.“.