Ein gestohlenes Reliquienbehältnis aus dem niederrheinischen Wallfahrtsort Kevelaer ist in Frankreich wieder aufgetaucht.
Münster/Kevelaer – Ein gestohlenes Reliquienbehältnis aus dem niederrheinischen Wallfahrtsort Kevelaer ist in Frankreich wieder aufgetaucht. Ein Auktionshaus listete das seit 2017 verschwundene Kunstwerk in einem Katalog auf, wie das Bistum Münster am Mittwoch mitteilte. Ein Kunstsammler, der sich an den Diebstahl aus der Kevelaer Sakramentskapelle erinnerte, habe sich daraufhin beim Leiter der Abteilung „Kunst und Kultur“ in der Diözese, Thomas Flammer, gemeldet. Mithilfe von Polizei und Interpol sei das wertvolle Reliquiar rechtzeitig vor der kurz bevorstehenden Versteigerung sichergestellt worden. Noch sei unklar, wann es zurück nach Kevelaer komme.
Reliquiar aus Sakramentskapelle gestohlen
Unbekannte hatten das Reliquiar im Oktober 2017 während der Öffnungszeiten der Sakramentskapelle gestohlen. Laut Polizei brachen sie dazu einen verschlossenen Wandkäfig auf. Der Diebstahl fiel erst auf, als der Küster am Abend die Kapelle abschließen wollte. Videokameras gab es keine. Das Behältnis in Form eines Armes und einer Hand beinhaltet vermutlich Knochenreste des heiligen Petrus Canisius (1521-1597), der eng mit dem niederrheinischen Marienwallfahrtsort verbunden ist: Der Orden der Canisianer wurde 1854 vom späteren Münsteraner Bischof Johann Bernhard Brinkmann (1813-1889) im Kevelaerer Priesterhaus gegründet.
Das Kunstwerk, das aus der Zeit der Neoromanik zwischen Mitte des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts stammt, ist etwa 30 Zentimeter hoch, versilbert, vergoldet und mit Edelsteinen besetzt. Laut Flammer wurde es den Fotos nach zu urteilen chemisch behandelt. Ein Schild an dem Behältnis lasse jedoch auf die Herkunft schließen. In welchem Zustand sich das Reliquiar ansonsten befinde und ob es noch die Knochenreste enthalte, sei derzeit offen.
Wallfahrtsrektor Gregor Kauling und Weihbischof Rolf Lohmann zeigten sich erfreut über den Fund. Er sei damals bestürzt über den Diebstahl gewesen, sagte Lohmann und bedankte sich bei dem Finder, den Experten und den Behörden. Reliquien führten vor Augen, dass Heilige real existiert hätten, so der Weihbischof. Sie seien „sichtbare Zeugnisse der Menschen, die mit ihrem Leben ein besonderes Glaubenszeugnis abgelegt haben“.
Die Zeit eilte: Über Interpol Hilfsgesuch an die Polizei in Frankreich gestellt
Wie Prof. Dr. Thomas Flammer, Leiter der Abteilung Kunst und Kultur im Bischöflichen Generalvikariat des Bistums Münster, berichtet, hatte sich der Kunstkenner am 4. November per Mail gemeldet. Diözesankonservator Flammer identifizierte das in der Auktion angebotene Objekt als das in Kevelaer gestohlene Reliquiar und setzte sich mit der Kriminalpolizei in Goch in Verbindung. „Die Zeit eilte allerdings, denn das Reliquiar sollte bereits drei Tage später, am 7. November, versteigert werden“, berichtet er. Über Interpol sei ein Hilfsgesuch an die Polizei in Frankreich gestellt worden.
Parallel informierte, in Absprache mit Flammer, der französische Sammler die Behörden vor Ort. „Freitagabend hat die Polizei das Auktionshaus in Frankreich aufgesucht und das Reliquiar beschlagnahmt. Es wird nun an einem sicheren Ort aufbewahrt“, sagt Flammer. In welchem Zustand es ist und ob die Reliquie noch in dem Reliquiar ist, kann er derzeit noch nicht sagen. „Das Kunstwerk scheint chemisch behandelt worden zu sein, das Votivschild, das eindeutig auf die Herkunft schließen lässt, ist aber noch am Sockel“, weiß er von ersten Fotos aus dem Auktionskatalog.
In Kevelaer ist die Freude über den Fund groß. „Das war eine Überraschung“, sagt Wallfahrtsrektor Gregor Kauling: „Ich kenne das Reliquiar gar nicht, es wurde vor meiner Amtseinführung im November 2017 gestohlen. Jedenfalls bin ich sehr erfreut, dass am Ende alles gut auszugehen scheint.“ Kevelaer sei eng mit dem Heiligen Petrus Canisius verbunden, der Orden der Canisianer wurde 1854 von dem damaligen Wallfahrtsrektor und späteren Bischof von Münster, Johann Bernhard Brinkmann, im Kevelaerer Priesterhaus gegründet.
Rückkehr nach Kevelaer unklar
„Ich bin sehr erfreut, dass das Reliquiar des Heiligen Petrus Canisius vier Jahre nach dem Diebstahl wieder aufgetaucht ist. Vor meiner Bischofsweihe war ich Wallfahrtsrektor in Kevelaer und kenne das Reliquiar gut, entsprechend bestürzt war ich über den Diebstahl. Daher bin ich sowohl dem Finder als auch allen beteiligten Personen und Behörden dankbar, dass das Reliquiar rechtzeitig vor einem Verkauf sichergestellt werden konnte“, sagte Weihbischof Rolf Lohmann, Regionalbischof für den Niederrhein und Recklinghausen. „Grundsätzlich können Reliquien den Menschen vor Augen führen, dass die Heiligen, die Gott besonders nahe sind, real existiert haben. Es sind sichtbare Zeugnisse der Menschen, die mit ihrem Leben ein besonderes Glaubenszeugnis abgelegt haben.“
Unklar ist noch, wann das Reliquiar nach Kevelaer zurückkehrt. Flammer wird es, sobald dies die französische Staatsanwaltschaft gestattet, in Frankreich in Empfang nehmen. Anschließend wird es auf mögliche Beschädigungen untersucht, gegebenenfalls muss es dann noch konservatorisch behandelt werden.