Bischöfe und Laien wollen Sorge vor deutschem Alleingang nehmen

In einer europaweiten Online-Konferenz haben deutsche Bischöfe und Laienvertreter für das katholische Reformprojekt Synodaler Weg geworben.
Bonn – In einer europaweiten Online-Konferenz haben deutsche Bischöfe und Laienvertreter für das katholische Reformprojekt Synodaler Weg geworben. Zugleich versuchten sie am Mittwochabend, den mehr als 140 Teilnehmenden der Diskussion aus den verschiedensten Ländern die Sorge zu nehmen, die deutschen Katholiken wollten nationale Sonderwege einschlagen, sich von der Weltkirche abspalten oder im Alleingang die Glaubenslehre ändern. "Die katholische Kirche in Deutschland bleibt katholisch, aber wir stellen Fragen", betonte etwa der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf.

Die beiden Präsidenten des Synodalen Weges, Bischof Georg Bätzing und Prof. Dr. Thomas Sternberg äussern sich auf der Zweiten Synodalversammlung im Congress Centrum Frankfurt. –Foto: Synodaler Weg / Maximilian von Lachner

In einer europaweiten Online-Konferenz haben deutsche Bischöfe und Laienvertreter für das katholische Reformprojekt Synodaler Weg geworben. Zugleich versuchten sie am Mittwochabend, den mehr als 140 Teilnehmenden der Diskussion aus den verschiedensten Ländern die Sorge zu nehmen, die deutschen Katholiken wollten nationale Sonderwege einschlagen, sich von der Weltkirche abspalten oder im Alleingang die Glaubenslehre ändern. „Die katholische Kirche in Deutschland bleibt katholisch, aber wir stellen Fragen“, betonte etwa der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf.

Nach der Erschütterung durch den Missbrauchsskandal „gehen wir den Weg der Umkehr und Erneuerung als geistlichen Weg zusammen mit der Weltkirche und wollen das mit Gläubigen aus aller Welt offen diskutieren“, erklärte Thomas Sternberg, der demnächst ausscheidende Präsident des Synodalen Wegs und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Reformen seien aber unumgänglich, um als Kirche wieder glaubwürdig die „wunderbare Botschaft des Evangeliums“ verkünden zu können.

Bischof Bertram: Kirche sei immer missionarisch und auch synodal

Augsburgs Bischof Bertram Meier ergänzte, die katholische Kirche sei immer missionarisch und auch synodal. Das passe auch gut in den von Papst Franziskus gestarteten weltweiten synodalen Prozess, denn es gehe darum, „unsere deutsche Initiative in das Netz der Weltkirche einzuknüpfen“. Bischof Kohlgraf erläuterte am Beispiel des Zölibats, also der verpflichtenden Ehelosigkeit der Priester, dass „wir hier Fragen besprechen, die weltweit von Relevanz sind“. Studien zeigten zwar, dass der Zölibat nicht Ursache von Missbrauch sei, doch sie belegten auch, dass es sein könne, dass Menschen diese Lebensform suchten, die in Persönlichkeit und Sexualität unreif seien, was zu Problemen führen könne.

Im Schnitt, so Kohlgraf weiter, habe es die ersten Missbrauchstaten durch Priester erst rund 13 oder 14 Jahre nach der Weihe gegeben. Die Täter seien in der Regel also nicht von Anfang an übergriffig, sondern erlebten offenbar Einsamkeit oder andere massive Probleme in der priesterlichen Lebensform: „Es geht also nicht um die Frage ‚Zölibat – ja oder nein?‘, sondern um Hilfe und Unterstützung, den Zölibat gut leben zu können.“

Internationale Beobachter des Synodalen Wegs beeindruckt von Impulsen aus Deutschland

Die Theologin Martina Kreidler-Kos, Leiterin des Seelsorgeamts im Bistum Osnabrück, berichtete aus dem Synodalforum über Sexualmoral. Ein Großteil der Katholikinnen und Katholiken werde in diesem Bereich gar nicht mehr von der katholischen Lehre erreicht. Hier müsse Kirche wieder klar machen, dass sie relevant sei für die Lebenswirklichkeit der Menschen. Zum Beispiel müsse sie spürbar machen, „was ein liebender Gott mit den unterschiedlichen Formen der Liebe zwischen den Menschen zu tun hat“.

Internationale Beobachter des Synodalen Wegs und andere Interessierte – etwa aus Frankreich, Österreich, Polen, Tschechien, Italien und Rumänien – betonten in ihren Redebeiträgen, sie seien beeindruckt von den Impulsen aus Deutschland und von der strukturierten Herangehensweise. Zugleich gab es aber auch Anfragen, ob manches nicht zu sehr an Strukturen orientiert sei und ob der geistliche Charakter genügend im Blick sei.

Von Gottfried Bohl (KNA)