Papst Franziskus bricht am Vormittag zu einer fünftägigen Reise nach Zypern und Griechenland auf.
Vatikanstadt/Nikosia – Papst Franziskus bricht am Vormittag zu einer fünftägigen Reise nach Zypern und Griechenland auf. Bei dem Besuch stehen die Themen Ökumene und Migration im Vordergrund. So ist für Sonntag ein Besuch in einem Flüchtlingszentrum auf der griechischen Insel Lesbos geplant. Dort war Franziskus bereits im April 2016. Wie damals plant der 84-Jährige, einige Flüchtlinge mit zurück nach Italien zu nehmen, dieses Mal aus Zypern.
In der zyprischen Hauptstadt Nikosia trifft der Papst Staatspräsident Nikos Anastasiadis sowie das Oberhaupt der zyprisch-orthodoxen Kirche, Erzbischof Chrysostomos II. Geplant sind auch eine Messe im Stadion von Nikosia und ein Gebet mit Migranten.
Am Samstag reist Franziskus nach Athen weiter. In Griechenland sind Begegnungen mit Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou sowie Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis vorgesehen. Die Präsidentin begleitet ihn nach Lesbos. Auch ein Treffen mit dem orthodoxen Erzbischof Hieronymos II. von Athen steht auf dem Programm. Nach einer Begegnung mit Jugendlichen am Montagvormittag kehrt das Kirchenoberhaupt nach Rom zurück.
Das erste Ziel der 35. Auslandsreise von Papst Franziskus ist am Donnerstag Zyperns Hauptstadt Nikosia. Von seinem Zimmer kann er dann auf die Grüne Linie blicken, die mitten durch die Stadt und das Gelände der vatikanischen Vertretung verläuft. Die Pufferzone, seit 1974 von der UN-Friedensmission UNFICYP bewacht, teilt die Republik Zypern im Süden von der international nicht anerkannten Türkischen Republik Nordzypern.
Sie ist die augenscheinlichste Auswirkung des Konflikts, der der älteste in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg ist. Auch die jüngste Herausforderung für die Insel hat Franziskus quasi direkt vor den Augen: Die benachbarte lateinische Heiligkreuz-Kirche ist eine Anlaufstelle für Flüchtlinge, die sich von der Caritas Hilfe erhoffen.
Der Besuch solle „sowohl eine Pilgerreise auf den Spuren des Apostels Barnabas, des Völkerapostels“ sein als auch „eine Gelegenheit zur Begegnung mit der Realität des Nahen Ostens“, beschrieb der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, in einem Brief an sein Bistum das Ziel der päpstlichen Reise. Besagte Realität spüle „das Drama von Familien in den Mittelmeerraum und nach Zypern, die vor Krieg, Armut, Machtkämpfen und religiösem Sektierertum Zuflucht suchen“.
In der Tat ist das Land wie wohl kein zweites in Europa Landestelle für Flüchtende. Pro 100.000 Zyprer verzeichnete die Insel im vergangenen Jahr 845 Asyl-Erstanträge – 93 waren es im Vergleich im Durchschnitt der EU-Mitgliedstaaten, 123 in Deutschland. Das Land und in ihm die Helfer sind hoffnungslos überlastet. Die Behörden bemühten sich sehr, vor allem das zuständige Ministerium setze große Anstrengungen daran, das System zu verbessern, sagt Gosia Chrysanthou, Feldteam-Koordinatorin und Supervisorin von Caritas Zypern. „Es ist jetzt schon schwierig, die Fälle zu meistern, und die Zahlen steigen täglich.“
Die Lage am zentralen Auffanglager Pournara polarisiert. Die zyprische Politik macht Nordzypern für den anhaltenden Anstieg in erheblichem Maße verantwortlich. Illegal kämen „im Durchschnitt täglich 60 bis 100 Migranten“ aus dem türkisch kontrollierten Norden, hatte zuletzt Zyperns Innenminister Nicos Nouris beklagt und die Lage als Ausnahmezustand beschrieben.
Unterdessen verweist Chrysanthou auf eine jüngste Aufforderung der Behörden im besetzten Norden der Insel, mit dem Süden in der Frage steigender Flüchtlingszahlen zusammenzuarbeiten – die offenbar auch dort zum Problem geworden sind. Die Realität zeige auch, dass strenge Maßnahmen als Abschreckung unwirksam sind.
Täglich 100 bis 200 Migranten, insgesamt mehr als 10.000, suchten und suchen die Hilfe der kirchlichen Organisation, deren ökumenische Zusammensetzung für den lateinischen Patriarchalvikar Zyperns, den Franziskaner Jerzy Kraj, ein Sinnbild für die gute Zusammenarbeit der Konfessionen auf der Insel ist. Von ihr will sich Papst Franziskus bei seiner Reise in Treffen mit katholischen und griechisch-orthodoxen Vertretern ein Bild machen. Den einheimischen Christen und Migranten widmet er sich in Form von einer Messe und einem ökumenischen Gebet.
Es ist das zweite Mal, dass ein Papst die Mittelmeerinsel an der EU-Außengrenze besucht, elf Jahre nach Benedikt XVI. im Juni 2010. Es ist nach 2014 zugleich der zweite Besuch von Franziskus bei den Katholiken des Heiligen Landes. Vereinzelt beklagten christliche Stimmen auf der Insel die Kürze des Besuchs, die wenig Raum lasse für Begegnungen mit den einheimischen Katholiken. Auch eine gewisse spirituelle Note fehle.
Die späte Ankündigung hingegen, die die katholischen Vertreter bei der Vorbereitung vor besondere Herausforderungen stellen, dürfte zumindest einen Vorteil haben. Von der kleinen, aber scharfen Minderheit der Ökumenegegner in der zyprisch-orthodoxen Kirche, die noch 2010 beim Besuch von Benedikt XVI. für Misstöne im sonst freundlichen ökumenischen Miteinander gesorgt hatten, war zumindest bislang nichts zu hören.