Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery hat eine international gerechtere Impfstoffverteilung gefordert.
Dresden. Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery hat eine international gerechtere Impfstoffverteilung gefordert. „Das Perverse ist eigentlich: Wir reden davon, ob wir von unserem Überfluss etwas abgeben können, und in Afrika, Asien und vielen Ländern der Welt gieren die Leute nach Corona-Impfstoff und kriegen ihn nicht“, sagte er am Dienstag im Podcast „Mit Herz und Haltung“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen. „Impfstoff gibt es genug, wir haben ein logistisches Problem, wie wir ihn in die Oberarme der Menschen bekommen.“
„Bedauerliches Versagen“ der WHO
Es sei auch ein „bedauerliches Versagen“ der Weltgesundheitsorganisation WHO, „die es nicht schafft, Gesundheitsversorgungsstrukturen aufzubauen, um den Impfstoff an den Mann und die Frau zu bringen“. Daran müssten alle zusammen mitarbeiten. Montgomery betonte: „Wir müssen die Welt impfen, nicht nur uns selber.“
Dabei müsse auch die Pharmaindustrie mehr in die Pflicht genommen werden: „Die Preispolitik von Pfizer ist unanständig“, zumal die Entwicklung des Impfstoffs mit 375 Millionen Euro von der Bundesregierung gefördert worden sei. „Es ist überhaupt nicht unanständig, mit der Krankheit anderer Menschen Geld zu verdienen. Aber es ist extrem unanständig, mit der Krankheit anderer Menschen zu viel Geld zu verdienen.“
Losinger: „Globale Impfdimension muss im Fokus sein“
Der katholische Augsburger Weihbischof Anton Losinger, Mitglied des Bayrischen Ethikrats, pflichtete Montgomery bei: „Es ist eine Highlevel-Forschung, die viel Geld kostet, aber die – wenn sie mit staatlichen Mitteln massiv subventioniert wird – auch eine entsprechende Verpflichtung mit sich bringt.“ Zudem rief er finanzstarke Weltunternehmen wie Apple, Microsoft und Facebook auf, hier Unternehmensüberschüsse zu investieren, „um das Gute in der Welt zu triggern“. Losinger betonte: „Wir müssen lernen, dass wir erst dann als einzelne sicher sind, wenn alle sicher sind. Deshalb muss die globale Impfdimension ganz klar im Fokus sein.“