Nach der Vorstellung erster Zwischenergebnisse einer Missbrauchsuntersuchung für das Erzbistum Paderborn hat sich Erzbischof Hans-Josef Becker hinter die Untersuchung gestellt.
Paderborn – Nach der Vorstellung erster Zwischenergebnisse einer Missbrauchsuntersuchung für das Erzbistum Paderborn hat sich Erzbischof Hans-Josef Becker hinter die Untersuchung gestellt. „Mir ist als Erzbischof von Paderborn bewusst, dass diese ersten Bilanzen der Forschungsarbeit viele Gläubige verunsichern und erschrecken können“, teilte Becker am Donnerstagabend mit. „Und dennoch ist diese Art der Forschungsarbeit und Öffentlichkeit ebenso wie die bedingungslose Nicht-Einflussnahme des Erzbistums Paderborn auf die Veröffentlichungen und Ergebnisse ein alternativloser Schritt im Sinne eines unabhängigen Aufarbeitungsprozesses.“
Becker: „Geht es um Verantwortung, nehme ich mich selbst nicht aus“
Von Bedeutung werde – auch für ihn persönlich – sein, welche Erkenntnisse die Studie schlussendlich ergebe, so Becker. „Geht es um Verantwortung, nehme ich mich selbst nicht aus.“ Der Erzbischof kündigte an, dass eine unabhängige Aufarbeitungskommission für den Zeitraum ab 2002 zuständig sein soll. Die Studie beleuchtet die Zeit zwischen 1941 und 2002. Das Erzbistum habe die Einrichtung dieses Gremiums vorbereitet. Nun müsse die nordrhein-westfälische Landesregierung die vorgesehenen Personen für die Kommission bestimmen.
Am Montag hatte die Universität Paderborn erste Zwischenergebnisse einer Missbrauchsuntersuchung präsentiert, die das Erzbistum in Auftrag gegeben hatte. Die zuständigen Wissenschaftlerinnen Nicole Priesching und Christine Hartig attestierten den früheren Paderborner Erzbischöfen Lorenz Jaeger und Johannes Joachim Degenhardt gravierendes Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchstätern unter den Geistlichen.
Kardinäle zeigten Fürsorge
Die von 1941 bis 2002 amtierenden Geistlichen hätten Beschuldigte geschützt und ihnen teils auch schriftlich Mitgefühl bekundet. Betroffenen gegenüber hätten die Kardinäle keine Fürsorge gezeigt. Priesching und Hartig identifizierten bislang 160 Beschuldigte zwischen 1941 bis 2002. Die Zahl der Betroffenen liege wesentlich höher.