Ökumenischer Preis für Internationale Nagelkreuzgemeinschaft

Die „Internationale Nagelkreuzgemeinschaft“ aus Coventry ist am Samstag in München mit dem Ökumenischen Preis der Katholischen Akademie in Bayern geehrt worden.

Die „Internationale Nagelkreuzgemeinschaft“ aus Coventry ist am Samstag in München mit dem Ökumenischen Preis der Katholischen Akademie in Bayern geehrt worden. Im Jahr des Brexit und 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs solle damit bewusst die „christlich motivierte Aussöhnung zwischen Briten und Deutschen“ gewürdigt werden, heißt es in der Begründung der Akademie. Sie sei ein Vorbild „für vielfältige Formen der Versöhnungsarbeit über Konfessionsgrenzen hinweg“. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

Die „Internationale Nagelkreuzgemeinschaft“ ist ein weltweites ökumenisches Netzwerk für Frieden und Versöhnung. Seinen Ursprung und sein Zentrum hat es in der mittelenglischen Stadt Coventry, die im November 1940 von der deutschen Luftwaffe weitgehend zerstört wurde. Bei dem Bombenangriff sollte erstmals durch flächendeckende Zerstörung von ziviler Infrastruktur die Bevölkerung demoralisiert werden. Dieses „zynische Mittel der Kriegsführung“, so Akademiedirektor Achim Budde, habe seine Wirkung nicht verfehlt und in der Folge auf beiden Seiten in weitaus größerem Maßstab Nachahmung gefunden.

Als „unfassbar mutig und visionär“ würdigte Budde das damalige Verhalten des Propstes der Kathedrale von Coventry, Richard Howard. Dieser habe inmitten des Rufs nach Vergeltung schon wenige Wochen später aus den Trümmern seiner Kirche im Radio zur Versöhnung mit den Deutschen aufgerufen. Aus Zimmermannsnägeln des niedergebrannten Dachstuhls der Kathedrale wurden Kreuze geformt und später weltweit an Orte der Versöhnung verliehen.

So gibt es weltweit etwa 250 Nagelkreuzzentren, in Deutschland sind es mehr als 70, etwa die Dresdner Frauenkirche oder die kirchliche Arbeit in der KZ-Gedenkstätte Dachau. Jeden Freitagmittag wird weltweit die Versöhnungslitanei von Coventry gebetet. Ihr zentraler Vers lautet: „Vater vergib!“

Der anglikanische Dekan der Kathedrale von Coventry, John Witcombe, nahm mit dem Vorsitzenden der Deutschen Nagelkreuzgemeinschaft, Oberkirchenrat Oliver Schuegraf, die Auszeichnung entgegen. Witcombe betonte, das Eintreten für Versöhnung sei in diesen Tagen wichtiger denn je. Dazu komme der Einsatz für die Ökumene und den interreligiösen Dialog. Letztlich gehe es um das „Heilen der Wunden der Geschichte“ und darum, eine Friedenskultur zu bauen.

Zuletzt hatten der Münchner Kardinal Reinhard Marx und sein evangelisches Pendant in Bayern, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, den Preis 2017 gemeinsam erhalten. Zu den weiteren Trägern zählen der SPD-Politiker Frank-Walter Steinmeier, Kardinal Walter Kasper und die ökumenische Bruderschaft von Taize. Die Auszeichnung wird seit 1995 alle zwei bis drei Jahre verliehen. Er geht zurück auf eine Stiftung des Münchner Rechtsanwalts Hanns Gierlichs (1907-1993). Ursprünglich sollte die Verleihung 2020 stattfinden, musste aber pandemiebedingt verlegt werden.