Missbrauch-Betroffene im Bistum Münster vernetzen sich

Betroffene von sexualisierter Gewalt im Bistum Münster haben einen neuen Anlauf gestartet, sich in Eigenregie zu vernetzen.
Münster – Betroffene von sexualisierter Gewalt im Bistum Münster haben einen neuen Anlauf gestartet, sich in Eigenregie zu vernetzen. Eine Gruppe aus vier Personen hat zu einem Treffen im Februar eingeladen, wie das Münsteraner Portal kirche-und-leben.de am Mittwoch berichtete. Aus Datenschutzgründen seien die Einladungsschreiben zwar von der Diözese verschickt worden, die auch Anreise, Veranstaltung und Übernachtung bezahle. Das Treffen selbst finde aber ohne Beteiligung von Bistumsvertretern statt, hieß es.

Der Dom von Münster (Foto: inextremo96 auf Pixabay)

Betroffene von sexualisierter Gewalt im Bistum Münster haben einen neuen Anlauf gestartet, sich in Eigenregie zu vernetzen. Eine Gruppe aus vier Personen hat zu einem Treffen im Februar eingeladen, wie das Münsteraner Portal kirche-und-leben.de am Mittwoch berichtete. Aus Datenschutzgründen seien die Einladungsschreiben zwar von der Diözese verschickt worden, die auch Anreise, Veranstaltung und Übernachtung bezahle. Das Treffen selbst finde aber ohne Beteiligung von Bistumsvertretern statt, hieß es.

Treffen schon für Herbst 2021 geplant gewesen

Ursprünglich sei ein solches Treffen schon für Herbst 2021 geplant gewesen. „Aber wir haben einfach den Organisationsaufwand einer solchen Veranstaltung unterschätzt, vor allem die Suche nach einem einerseits fachkompetenten, andererseits empathischen Moderatorenteam“, erläuterte Mitorganisatorin Sara Wiese. Laut der Gruppe ist es völlig offen, ob und welche Ergebnisse erreicht werden. Dies müsse bei der Veranstaltung erarbeitet werden. „Wir sind kein Vorstand, keine Betroffenensprecher oder Ähnliches, sondern lediglich die Initiatoren.“ Da viele Betroffene der Kirche äußerst kritisch gegenüberständen, finde die Begegnung auch nicht in einem katholischen Haus statt. Bislang hätten 50 Personen Interesse daran bekundet.

Einen berufenen Beirat wie in anderen Bistümern oder auf Ebene der Bischofskonferenz haben die Initiatoren nicht im Sinn. „Ich werde mich nicht beim Bischof bewerben, ob ich irgendwo mitmachen darf“, sagte Wiese. „Ich habe das Verfahren beim Betroffenenbeirat der Bischofskonferenz mitgemacht; es war formell und unangenehm.“ Dieser Art kirchlicher Machtausübung und übergriffiger Bewertung werde sie sich nicht noch einmal aussetzen.

Kritik am Bistum Münster

Bereits vor einem Jahr wollten zwei Betroffenengruppen aus Münster und Rhede ein Vernetzungstreffen auf den Weg bringen, stoppten aber die Zusammenarbeit mit dem Bistum. Sie kritisierten damals, dass die Diözese nur jene Betroffene habe einladen wollen, die auch in einem Beirat habe mitmachen wollen, und nicht sämtliche bekannte Missbrauchsopfer. Der Interventionsbeauftragte des Bistums, Peter Frings, sprach von einem Dilemma. „Es gibt Betroffene, die keine Post vom Bistum erhalten wollen.“

Die vier Initiatoren bekundeten verschiedene Erwartungen an das Treffen. Nach den Worten von Hans Jürgen Hilling geht es nicht darum, einen „Kirchen-Verbesserungs-Verein“ zu gründen, sondern dass sich die Diözese ihrer Vergangenheit stelle. Wiese ist der systemische Blick auf die gesamten Machtstrukturen in der Kirche wichtig. „Andere Betroffene zu treffen und mich mit ihnen auszutauschen – das kann entlastend wirken“, sagte ein namentlich nicht genannter Mitinitiator. „Die Betroffenen sollen eine starke Stimme gegenüber dem Bistum haben.“

kna

300 Betroffene von Missbrauch im Bistum Münster