Kardinal Müller: Nur Männer können Priester sein

Nach Ansicht von Kardinal Gerhard Ludwig Müller (73) können auch in Zukunft nur Männer Priester in der katholischen Kirche sein.
Kardinal Müller (Foto: Heselmann)

Kardinal Müller (Foto: Heselmann)

Nach Ansicht von Kardinal Gerhard Ludwig Müller (73) können auch in Zukunft nur Männer Priester in der katholischen Kirche sein. „Was aus Prinzip gilt, kann nicht zu einem früheren oder späteren Zeitpunkt relativiert werden“, sagte er im Interview der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“: „Der Empfänger des Weihesakraments kann nur ein Mann sein. Das folgt logisch aus dem Rückbezug auf Christus.“

Andere Ämter, die von der Kirche geschaffen wurden, könnten „selbstverständlich an Frauen oder Männer gleichermaßen vergeben werden“, ergänzte der frühere Präfekt der Glaubenskongregation: „Deshalb gibt es Katechetinnen, Theologieprofessorinnen oder Frauen in hoher Verantwortung, zum Beispiel bei der Caritas oder in der Kirchenverwaltung.“

Die Kirche sei keine von Menschen gemachte, weltliche Organisation: „Unsere Agenda ist nicht variabel. Es gibt bei uns viele herausgehobene Frauen, allen voran Maria, die Mutter Jesu.“ Sie sei nach Christus die wichtigste Gestalt der Heilsgeschichte und als Frau das Urbild der Kirche: „Von einer Diskriminierung der 700 Millionen katholischen Frauen kann also keine Rede sein“, ergänzte Müller. Auf den Einwand, es gebe viele Tausend Texte aus 2.000 Jahren Kirchengeschichte, auch zu Frauen, entgegnete Müller, man müsse „sorgfältig unterscheiden, ob ein Text die Offenbarung ausdrückt oder eine persönliche Wertung enthält, die nicht verbindlich ist“.

Müller: „Geoffenbarte Glaubenslehre nicht beliebig interpretierbar“

Die geoffenbarte Glaubenslehre sei nicht beliebig interpretierbar, fügte der Kardinal hinzu: „Männer werden in der Kirche nicht bevorzugt, und man sollte die Kontinuität der kirchlichen Lehre nicht als Betonierung abqualifizieren.“ Auf die Frage, ob ein Papst oder ein Konzil entscheiden könnten, dass Frauen doch Priester werden dürfen, antwortete Müller: „Papst Johannes Paul II. hat entschieden, dass die Kirche keine Vollmacht hat, Frauen zu Priestern zu weihen. Das ist eine in ihrer göttlichen Verfassung begründete Praxis.“ Zwar sei schon manches neu entschieden worden, „aber eben nur das, was die veränderliche kirchliche Ordnung betrifft. Die Wahrheit der Offenbarung steht über der Kompetenz von Papst und Konzil. Sie ist keine Verfügungsmasse.“

Zur Frage, ob Frauen zumindest zu Diakoninnen geweiht werden dürfen, sagte der Richter am höchsten Kirchengericht, der Apostolischen Signatur: „Ob das möglich ist oder nicht, hängt nicht davon ab, wer und wie viele Leute dafür eintreten; sondern wie das Lehramt den dogmengeschichtlichen biblischen Befund bewertet.“ Der Vatikan prüfe diese Frage. Dabei gehe es auch darum, wie man das kirchliche Amt der Diakonisse bewerte, das es ab dem dritten Jahrhundert gab.

„Als kirchliches Amt könnte man es wieder einführen“, betonte Müller, doch „dagegen spricht, dass es eine Einheit des Weihesakraments gibt, für die es eine Beschränkung auf Männer gibt, und dass alle ’niederen Weihen‘ von Papst Paul VI. abgeschafft wurden“. Zudem habe heute jede Pastoralreferentin deutlich umfangreichere Aufgaben als jede Diakonisse in der Antike.

Kardinal Müller kritisiert Bischof Bätzing für Reformpläne

Kardinal Gerhard Ludwig Müller kritisiert Bischof Georg Bätzing für dessen Reformpläne. „Wer der Kirche seine subjektiven Meinungen aufzwingen will, hat den Sinn des Bischofsamtes nicht begriffen“, sagte Müller in dem Interview mit Blick auf den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz: „Ein katholischer Bischof hat nur Autorität, wenn er dem Wort Gottes dient und sich nicht zum Herrn über den Glauben aufschwingt.“

Zuvor hatte Müller erklärt, es sei ein Skandal, „dass wir Fragen der Glaubenslehre ideologisch diskutieren und nicht theologisch“. Daraufhin hatten die Interviewer entgegnet, Bischof Bätzing sehe das alles ein bisschen anders. Müller, der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, warf Bätzing außerdem „Alarmismus“ vor. Der Limburger Bischof hatte beklagt, dass die Kirche zuerst die Arbeiter verloren habe, dann die Jugend. Nun sollte sie wenigstens die Frauen halten, sonst gefährde das die Kirche in ihrem Fortbestand.

„Das ist Alarmismus“, erwiderte Müller wörtlich mit Blick auf diese Bestandsaufnahme: „So soll eine bestimmte Agenda als das unaufhaltbare Rad der Geschichte plausibel gemacht werden. Die Kirche ist kein Interessensverband, der mit populistischen Slogans die Mitglieder bei Laune halten soll wie eine Partei ihre Wähler. Ich gehöre zur Kirche, weil ich an Christus glaube.“

Zum Reformdialog Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland sagte Müller: „Die Kirche ist eine Stiftung Gottes und nicht Objekt einer von Menschen ausgedachten Reformagenda.“

kna

Kritik an Kardinal Müller – Ruf nach Distanzierung