Bätzing widerspricht „abstrusen Ansichten“ von Kardinal Müller

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, widerspricht Aussagen von Kardinal Gerhard Ludwig Müller.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, widerspricht Aussagen von Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Dieser hatte jüngst Corona-Schutzmaßnahmen kritisiert und erklärt, die Corona-Pandemie werde dazu genutzt, die Menschen "gleichzuschalten". Im Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Dienstag) sagte Bätzing, er gehe davon aus, dass Müller diese Aussage als Privatperson getätigt habe. "Und ich muss sagen, da sind abstruse Ansichten dabei, die Spaltung befördern. Ich teile seine Auffassung nicht und finde seine Wortwahl absolut unpassend. Das geht gar nicht", so der Limburger Bischof.

Bischof Georg Bätzing bei der digitalen DBK-Vollversammlung. –Foto: EPA-EFE/SASCHA STEINBACH/POOL

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, widerspricht Aussagen von Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Dieser hatte jüngst Corona-Schutzmaßnahmen kritisiert und erklärt, die Corona-Pandemie werde dazu genutzt, die Menschen „gleichzuschalten“. Im Interview der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Dienstag) sagte Bätzing, er gehe davon aus, dass Müller diese Aussage als Privatperson getätigt habe. „Und ich muss sagen, da sind abstruse Ansichten dabei, die Spaltung befördern. Ich teile seine Auffassung nicht und finde seine Wortwahl absolut unpassend. Das geht gar nicht“, so der Limburger Bischof.

Müller bedient Verschwörungsmythen

Kardinal Müller (73) hatte in der vergangenen Woche Maßnahmen gegen die Pandemie kritisiert. Dabei benutzte er Formulierungen mit Anklängen an Verschwörungsmythen. Er sprach von Versuchen, die Menschen „gleichzuschalten“ und einen „Überwachungsstaat“ zu etablieren. Namentlich nannte er den Gründer des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, Microsoft-Gründer Bill Gates und den Investor George Soros. Auch verwies er auf Warnungen vor einem sogenannten Great Reset, also einem Verweis auf angebliche Eliten-Verschwörungen zum Sturz der Demokratie.

Bätzing betonte, er sehe derzeit keine Spaltung der Gesellschaft: „Es gibt eine Gruppe von Menschen, die nicht einverstanden ist mit den Corona-Einschränkungen, und die gehen dafür auf die Straße. Das sind auch mal Tausende, aber es sind gesamtgesellschaftlich nur sehr wenige. Die weit überwiegende Mehrheit ist bereit, zu helfen, und akzeptiert die Einschränkungen.“

Kirche müsse für gegenseitiges Verstehen zu werben

Aufgabe der Kirche müsse es in dieser Situation sein, für gegenseitiges Verstehen zu werben. Es reiche nicht aus, Talkshowformate zu vermehren, wo Positionen aufeinanderprallten und sich Fronten verhärteten. Notwendig sei es, jene zu stärken, die mit den Corona-Maßnahmen einverstanden seien, „damit sie die anderen, die Zweifel oder Ängste haben, überzeugen können. Damit diese sich nicht in einer Blase verfestigen, die zum Teil aggressiv und gewalttätig wird. Das können wir nicht akzeptieren!“, so der Bischofskonferenz-Vorsitzende.

Der Limburger Bischof begrüßte die Einführung einer einrichtungsbezogenen Impfpflicht. Diese sei sinnvoll, da es um die Sicherheit von besonders verletzlichen Gruppen gehe. Zurückhaltender äußerte er sich mit Blick auf eine generelle Impfpflicht; darüber müsse politisch entschieden werden.

Bätzing: Impfen „ganz klar eine moralische und solidarische Pflicht“

Für ihn sei Impfen „ganz klar eine moralische und solidarische Pflicht“. Das Thema gehöre jedoch nicht auf die Ebene des Glaubens. „Wenn ich sagen würde, Gott fordert von uns, uns impfen zu lassen, dann führt das zu weit. Ich weiß ja, warum sich manche nicht impfen lassen. Es sind Menschen darunter, die Sorgen haben und beispielsweise sagen, sie kennen die Langzeitwirkungen der Impfungen nicht. Das kann ich nachvollziehen. Aber mit Verschwörungstheoretikern habe ich natürlich ein Problem.“

Mit Blick auf den Lockdown im vergangenen Corona-Winter und Besuchsverboten auch in kirchlichen Pflegeheimen betonte Bätzing, dies gehe ihm bis heute nahe. „Wir haben aber gespürt, was Menschen fehlt, wenn sie keine Begleitung mehr haben, im Sterbeprozess oder der Trauerbegleitung. (…) Wir waren nicht dort, wo die Menschen uns erwartet haben, und das können wir nicht nachholen.“

kna