Soziologe Rosa: Wachstums-Ausrichtung gefährdet Demokratie

Der Soziologe und Philosoph Hartmut Rosa sieht die Demokratie durch eine alleinige Ausrichtung auf Wachstum gefährdet.
Würzburg – Der Soziologe und Philosoph Hartmut Rosa sieht die Demokratie durch eine alleinige Ausrichtung auf Wachstum gefährdet. "Das ganze System lebt davon, dass wir jedes Jahr wachsen", sagte Rosa am Montagabend beim digitalen Diözesanempfang des Bistums Würzburg. "Doch die Gesellschaft sollte nicht wachsen müssen, nur um das Bestehende zu erhalten." Zwar habe das Wachstum einen unglaublichen wirtschaftlichen Wohlstand und wissenschaftliche Entdeckungen hervorgebracht. Die verbundenen Versprechen nach einer gesicherten Existenz, mehr Wissen, Zeit im Überfluss seien aber nicht annähernd eingelöst worden.

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Der Soziologe und Philosoph Hartmut Rosa sieht die Demokratie durch eine alleinige Ausrichtung auf Wachstum gefährdet. „Das ganze System lebt davon, dass wir jedes Jahr wachsen“, sagte Rosa am Montagabend beim digitalen Diözesanempfang des Bistums Würzburg. „Doch die Gesellschaft sollte nicht wachsen müssen, nur um das Bestehende zu erhalten.“ Zwar habe das Wachstum einen unglaublichen wirtschaftlichen Wohlstand und wissenschaftliche Entdeckungen hervorgebracht. Die verbundenen Versprechen nach einer gesicherten Existenz, mehr Wissen, Zeit im Überfluss seien aber nicht annähernd eingelöst worden.

Stattdessen werde der globale Konkurrenzkampf noch viel härter, bemängelte der Soziologe. „Die Mehrheit der Erwachsenen denkt, wir müssen alles tun, damit es nicht schlechter geht. Wir haben nicht mehr das Gefühl, wir laufen auf eine verheißungsvolle Zukunft zu, sondern wir laufen vor einem Abgrund weg, um nicht abzustürzen.“ Der ständige Druck auf den Einzelnen erzeuge ein „Aggressionsverhältnis zur Welt“.

Doch im Aggressionsmodus funktioniere die Demokratie nicht mehr, warnte Rosa. „Das hörende Herz hat auch eine politische Dimension. Es reicht nicht, dass ich eine Stimme habe, es gehören auch Ohren dazu, die die anderen Stimmen hören.“ Sonst werde jemand, der eine andere Meinung vertrete, einfach zum Hindernis und als Idiot abgestempelt. „Intellektuelle Redlichkeit heißt zu hören, dass es auf der anderen Seite vielleicht auch Argumente gibt, die mir etwas zu sagen haben.“

kna