Immer mehr Katholiken in Nordrhein-Westfalen wollen kein kirchliches Begräbnis.
Münster – Immer mehr Katholiken in Nordrhein-Westfalen wollen kein kirchliches Begräbnis. In den Bistümern Köln und Essen ließen sich im Jahr 2020 rund ein Drittel aller verstorbenen Katholiken nicht kirchlich bestatten, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Münsteraner Online-Portals kirche-und-leben.de hervorgeht. In beiden Diözesen seien es 2018 noch fünf Prozentpunkte weniger gewesen.
Der Anteil der ohne kirchliche Beerdigung beigesetzten katholischen Verstorbenen betrug im Erzbistum Köln 32 Prozent und in der Diözese Essen 35 Prozent. Im NRW-Teil des Bistums Münster zeige sich die Situation nur geringfügig besser, hieß es. Während dort 2011 nur 14,4 Prozent der katholischen Verstorbenen auf eine kirchliche Beerdigung verzichteten, war es 2020 mit 22,8 Prozent ein knappes Viertel. Zahlen zu den Bistümern Aachen und Paderborn fehlen. Dort werde nur die Zahl der Beisetzungen, nicht aber die der katholischen Verstorbenen erhoben, so das Portal.
Der Bonner Liturgiewissenschaftler Andreas Odenthal erklärte den Rückgang mit dem Wegbrechen eines gemeindlichen Milieus. Die Krisen der Kirche beeinträchtigten deren Authentizität, sagte er kirche-und-leben.de. Zudem gebe es ein Bedürfnis nach einem individuellen Ritual-Design mit persönlicher Gestaltung der Trauerfeier, das auch säkulare Anbieter von Trauerfeiern professionell umsetzten. Hier müsse und könne die Kirche beweglicher sein, „ohne ihr Ureigentliches aufzugeben“.