Caritaspräsidentin: Keine Kündigungswelle wegen Impfpflicht

Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva-Maria Welskop-Deffaa, sieht das 18. Lebensjahr als Grenze für die Einführung einer Impfpflicht als nicht ausreichend begründet.
Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva-Maria Welskop-Deffaa, sieht das 18. Lebensjahr als Grenze für die Einführung einer Impfpflicht als nicht ausreichend begründet.

Caritaspräsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa. –Foto: Deutscher Caritasverband

Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva-Maria Welskop-Deffaa, sieht das 18. Lebensjahr als Grenze für die Einführung einer Impfpflicht als nicht ausreichend begründet. „Entweder man orientiert sich an der Impfstoffzulassung, also ab fünf Jahren, oder an der Gefährdung der jeweiligen Gruppe. Dann landet man wie Italien bei einer Impfpflicht ab 50“, sagte Welskop-Deffaa der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Donnerstag).

Gelungen Impfbereitschaft zu steigern

Durch die Ankündigung der Impfpflicht für Beschäftigte in Pflegeeinrichtungen ab Mitte März sei es bislang zwar nicht zu einer Kündigungswelle gekommen, allerdings orientierten sich viele Mitarbeiter zu anderen Arbeitsstellen hin, so Welskop-Deffaa. „Da kommen viele Frustrationen zusammen: die Impfskepsis, die Verärgerung, dass die Pflicht nur für Beschäftigte in bestimmten Einrichtungen gilt, und auch die allgemeine Enttäuschung über den Arbeitsalltag, in dem immer neue Löcher gestopft werden müssen“, erklärte die Caritaspräsidentin.

Zwar sei es durchweg gelungen, durch die angekündigte Impfpflicht die Impfbereitschaft zu steigern, allerdings werde dieser positive Effekt durch eine Verschärfung des Arbeitsklimas zum Teil sogar aufgehoben. „In Einrichtungen lassen sich vielleicht fünf Leute zusätzlich impfen, aber bei zehn steigt das Aggressionspotenzial“, sagte Welskop-Deffaa.

„Die einen bekommen den Bonus, die anderen nicht“

Kritisch sieht die Caritaspräsidentin auch die von der Politik neuerlich angeregte Pflegeprämie als einmalige Bonuszahlung. Diese führe aber zu Unfrieden in und auch zwischen den Einrichtungen. „Die einen bekommen den Bonus, die anderen nicht“, bemängelt Welskop-Deffaa. „Statt als Anerkennung empfinden viele Mitarbeitende das Verfahren als Belastung.“

Zudem sei problematisch, dass bei der Prämie nur die Pflegekräfte berücksichtigt würden. „Das verkennt meines Erachtens, wie stark auch Hilfskräfte gefordert sind oder dass auf Corona-Stationen inzwischen auch Ärztinnen und Ärzte einspringen, um Pflegeaufgaben wahrzunehmen“, so Welskop-Deffaa. Stattdessen regte sie tarifvertragliche Regelungen an, etwa in Form von Pandemiezuschlägen.

Moll: Personallage von Pflegekräften vor Ort beachten

Die Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Claudia Moll (SPD), hat die Gesundheitsämter aufgefordert, vor einer möglichen Verhängung eines Beschäftigungsverbots für ungeimpfte Pflegekräfte die konkrete Personallage vor Ort zu beachten. „Klar ist, dass die Gesundheitsämter sehr genau prüfen müssen, ob es durch ein Tätigkeitsverbot von Impfunwilligen zu Personalproblemen kommt“, sagte Moll dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Donnerstag). Das müsse immer eine Einzelfallentscheidung sein.

Moll wies aber Warnungen von Pflegeanbietern zurück, es komme zu einem Kollaps der Versorgung, weil eine hohe Zahl von impfunwilligen Beschäftigen kündigen wolle. „Ich halte das für Panikmache.“ Die meisten Pflegekräfte seien geimpft. „So wie ich meine Kolleginnen und Kollegen kenne, lassen sie weder die anderen Beschäftigten noch die Pflegebedürftigen im Stich“, betonte sie. „Sicher wird es den einen oder anderen geben, der jetzt sagt: Mir reicht’s. Aber die hätten vielleicht sowieso gekündigt.“

Moll übte zudem Kritik an Plänen der Ampelkoalition, Pflegekräften einen Bonus für den Einsatz in der Corona-Pandemie zu zahlen. „Ich habe ein grundsätzliches Problem mit einem Bonus“, sagte Moll. „Bei begrenzten Mitteln muss es eine Differenzierung geben, aber das ist immer ungerecht. Damit wird es immer Unzufriedene geben, weil man nicht alle Erwartungen erfüllen kann“, betonte sie. „Aber nun warten wir erstmal ab, bis der Vorschlag auf dem Tisch liegt. Ich bin zuversichtlich, dass wir diesmal eine gute Lösung finden.“

kna