Historiker Wolf: Kirchengeschichte zeigt große Vielfalt

Der in Münster lehrende Kirchenhistoriker Hubert Wolf hat Reformbemühungen auf dem „Synodalen Weg“ der katholischen Kirche in Deutschland verteidigt: „Pluralismus ist legitim und katholisch.“
Köln – Der in Münster lehrende Kirchenhistoriker Hubert Wolf hat Reformbemühungen auf dem "Synodalen Weg" der katholischen Kirche in Deutschland verteidigt: "Pluralismus ist legitim und katholisch", sagte Wolf der "Kölnischen Rundschau" (Montag). Der vor einem Jahr vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki erhobene Vorwurf, der Blick auf die Tradition spiele beim Synodalen Weg keine Rolle mehr, treffe nicht zu: "Katholikinnen und Katholiken entdecken gerade in den letzten Jahren die Tradition der Kirche in ihrer ganzen Vielfalt neu. Sie lassen sich nicht mehr von irgendwelchen Hierarchen sagen, was legitime Tradition ist und was nicht", so der Leibniz-Preisträger. Die nächste Vollversammlung des Synodalen Weges beginnt am Donnerstag in Frankfurt.

Hubert Wolf –(Foto: Spernol

Der in Münster lehrende Kirchenhistoriker Hubert Wolf hat Reformbemühungen auf dem „Synodalen Weg“ der katholischen Kirche in Deutschland verteidigt: „Pluralismus ist legitim und katholisch“, sagte Wolf der „Kölnischen Rundschau“ (Montag). Der vor einem Jahr vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki erhobene Vorwurf, der Blick auf die Tradition spiele beim Synodalen Weg keine Rolle mehr, treffe nicht zu: „Katholikinnen und Katholiken entdecken gerade in den letzten Jahren die Tradition der Kirche in ihrer ganzen Vielfalt neu. Sie lassen sich nicht mehr von irgendwelchen Hierarchen sagen, was legitime Tradition ist und was nicht“, so der Leibniz-Preisträger. Die nächste Vollversammlung des Synodalen Weges beginnt am Donnerstag in Frankfurt.

Wolf hat sich in seinem Buch „Krypta“ mit verschütteten kirchlichen Traditionen befasst sowie in „Der Unfehlbare“ mit der Entwicklung des Katholizismus im 19. Jahrhundert. Die kirchliche Tradition biete einen „wahren Schatz alternativer Modelle“ zu angeblich ewigen Wahrheiten, sagte der Kirchenhistoriker der Zeitung. Manche dieser vermeintlichen Wahrheiten seien eine „Erfindung“ des 19. Jahrhunderts. So lasse sich das Unfehlbarkeitsdogma nur schwer mit der katholischen Tradition vereinbaren.

Wolf verwies auf historische Quellen, die belegten, dass Frauen in früheren Zeiten keineswegs ein „Diakonat light“ innegehabt hätten, sondern das gleiche Amt wie Männer. „Und die großen Äbtissinnen des Mittelalters waren rechtlich nichts anderes als Bischöfe“, sagte er.

Zum Umgang mit Homosexualität verwies Wolf auf die Umweltenzyklika von Papst Franziskus: Dort habe der Papst eingeräumt, die Kirche müsse auf die Antworten der Wissenschaft hören, wo die Bibel etwa zu naturwissenschaftlichen Fragen keine schlüssige Antwort gebe. „Analog: Was Mediziner und Sozialwissenschaftler zur sexuellen Identität feststellen, muss die Kirche zur Kenntnis nehmen. Dann wird sie bei Homosexualität nicht mehr vorschnell von Sünde reden, sondern sich den Menschen zuwenden, die Gott so und nicht anders geschaffen hat.“

kna

Wolf resümierte: „Die Tradition ist ein lebendiger Strom, und auch wenn das Lehramt rechts und links immer höhere Betonmauern aufrichtet, geht es irgendwann wie im Ahrtal: Es kommt zu einer gewaltigen Flut, die alles mitreißt.“